
Jetzt oder nie
AT/CH 1980, DCP, 89 min, dOF
Die 82-jährige Frau Mörzinger lernt im Park eine junge türkische Mutter kennen und soll „kurz“ auf ihr Neugeborenes aufpassen. Die Versuche der alten Dame, das Kind, das sie der Einfachheit halber Ali nennt, wieder seiner Mutter zu übergeben, führen zu einem Höchstmaß an tragikomischen Verwicklungen und Missverständnissen und zur Einsicht, dass man mit gesundem Menschenverstand in Wien nicht weit kommt – im Gegenteil. Eine bissige Satire auf die österreichische Behördenmentalität, garniert mit Liedern von Georg Danzer.
Mitten aus der Zeit der kreativen Hochblüte des kongenialen Duos Helmut Zenker (Buch) und Peter Patzak (Regie) stammt dieser selten erwähnte Fernsehfilm. 1980, als die Ideen den beiden nur so aus der Feder bzw. der Kamera flossen, entstand
Jetzt oder nie
als Co-Produktion zwischen dem ORF und der schweizerischen SRG.
Im Mittelpunkt der auf den ersten Blick harmlosen, dann aber doch recht bissigen Satire auf Wiener Behördenmentalität, Ignoranz und Dummheit steht die 82-jährige Frau Mörzinger, deren Leben in gewohnten Bahnen verläuft, zwischen der Bücherei, wo sie immer wieder
Pippi Langstrumpf
ausleiht, dem Frisiersalon ihres verstorbenen Mannes, der längst vom braven Herrn Binda geführt wird, dem täglichen Einkauf und kleinen Scharmützeln mit der boshaften Nachbarin. Immer wird sie begleitet von ihrem Dackel Fury, benannt nach dem Hengst aus der gleichnamigen Fernsehserie. Eines Tages jedoch lernt sie im Park eine junge türkische Mutter kennen, und von da an macht das Abenteuer keine Pause mehr. Die Frau muss plötzlich weg, bittet Frau Mörzinger, „kurz“ auf ihr Neugeborenes im Kinderwagen aufzupassen – und ward nicht mehr gesehen. Die Versuche der alten Dame, das Kind, das sie der Einfachheit halber Ali nennt, wieder seiner Mutter bzw. den zuständigen Behörden zu übergeben, führen zu einem Höchstmaß an tragikomischen Verwicklungen und Missverständnissen und zur Einsicht, dass man mit gesundem Menschenverstand in Wien nicht weit kommt – im Gegenteil.
Der Film trägt alle Zenker/Patzak-Gütezeichen: latenten Wahnwitz, der stets zu eskalieren droht, ein unglaubliches Gespür für Dialoge, Charaktere und Wiener Schauplätze sowie famose Musik, dargeboten etwa von The Clash, Henry Mancini (ja,
Der rosarote Panther
) und allen voran Georg Danzer, der nicht nur einige seiner schönsten Lieder zur Verfügung stellte, sondern auch eines komponierte, das sich direkt an Frau Mörzinger richtet. (Andreas Ungerböck)
Buch: Helmut Zenker, Peter Patzak
Darsteller:innen: Lisa Helwig, Kurt Zips, Ender Amalgan, Susan Celebi, Karl Dobravsky, Benno Felling, Biggi Fischer, Doris Fuchs, Helga Galler, Miguel Herz-Kestranek, Hans Peter Hofmann, Edith Hollenstein
Kamera: Heinz Hölscher
Schnitt: Ingrid Koller
Originalton: Adi Rechberg, Rolf Schmidt-Gentner
Musik: Georg Danzer (Lieder)
Szenenbild: Reinhard Mariacher
Kostüm: Maju Cvitkovic
Weitere Credits: Redaktion: Wolfgang Ainberger
Produktion: Fernsehfilmproduktion Dr. Heinz Scheiderbauer für ORF/SRG (DRS)
Uraufführung: 11.5.1980 (DRS), 31.5.1980 (ORF)