Diagonale
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Diagonale
Festival des österreichischen Films
27. März - 1. April 2025, Graz

FilmprogrammRegisseur:innen | Spielplan

 

Freitag, 28.03.
10:15 Uhr, Schubertkino 2

Zu schwer, zu groß, zu schlaff, zu unförmig. Die junge und erfolgreiche Werbemanagerin Eva (Michaela Pilss) ist sich selbst zu viel – zumindest was ihren Körper angeht. Und das hat weitreichende Folgen: von der Einsamkeit im Alltag – einen neuen Liebhaber weist sie bald wieder zurück – bis hin zu einer manifesten Essstörung und dissoziativen Schüben. Margareta Heinrichs erster abendfüllender Spielfilm von 1986 erzählt mit viel Humor von einem bitterernsten Thema, das an Aktualität nicht eingebüßt hat – leider.

Wenn das Verspeisen von Sachertorte mit Schlagobers ein fast schon revolutionärer Akt ist, kann etwas nicht stimmen. Und das tut es auch nicht, denn auf das Zulassen der kalorienhaltigen Unvernunft folgt die unmittelbare Bestrafung – spätestens durch die argwöhnische Mitarbeiterin des von Eva besuchten Abnehmprogramms. Eva befindet sich im Teufelskreis des körperbezogenen Selbsthasses: Kann das strenge Diätregime nicht mehr eingehalten werden, kippt es in regelrechtes Binge-Eating. Fühlte sie sich eben noch als begehrenswerte, attraktive Frau, macht sie beim Sex das Licht lieber aus. Zudem wird sie in der Arbeit täglich mit den Normschönheiten der Werbeindustrie konfrontiert – und zu Hause von der quakenden Roboterstimme ihrer sprechenden Waage mit ihren Misserfolgen beim Abnehmen gequält: „Achtung, Achtung, Sie haben seit dem letzten Wiegen 500 Gramm zugenommen.“ Derlei Absurditäten übersetzen sich auch auf der Bildebene: Die Kamerafahrt durch die Supermarktregale flirtet mit Horrorästhetik, die körperdysmorphe Störung wird zum Swirleffekt und die fettlastige Speisekarte im Close-up gefilmt. Nicht nur um zu kritisieren macht sich Durch dick und dünn die Mittel der Satire zu eigen. Der humorvolle Zugriff setzt auch eine Leichtigkeit frei, die nicht verharmlost, sondern Kraft gibt. Davon kündet die Texttafel nach Abspann des Films: „Eine kleine Dickmadam fuhr mal mit der Straßenbahn, Eisenbahn, die krachte, Dickmadam, die lachte.“ Krachen tut es auch, als Eva die Waage schließlich aus dem Fenster schmeißt. (Eva Königshofen)  

Regie: Margareta Heinrich
Buch: Margareta Heinrich, Ullabritt Horn
Darsteller:innen: Michaela Pilss, Helmut Berger, Renate Jett, Johannes Silberschneider
Kamera: Hille Sagel
Schnitt: Karina Ressler
Produzent:innen: Margareta Heinrich
Produktion: Neue Studio Film
Uraufführung: 24.9.1987 (ORF)

 

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