Ein perfektes Paar oder die Unzucht wechselt ihre Haut

Es sind die Achtzigerjahre, und die Welt steht zum Verkauf. Vor allem die Körper(-bilder) und ihre – nackte – Haut: gestählte Traumleiber, wohin man schaut. In Ein perfektes Paar erkundet VALIE EXPORT – oder auch: VALUE EXPORT, wie sie sich im Vorspann nennt – diese Welt ohne Werte und voller Preisschilder, die zu einem einzigen Werbespot für perfekte Menschen und Paare geworden ist.

Schönheitskult und die Kapitalisierung des Körpers sind Thema dieses bizarren, auch sehr komischen Videofilms. Passend dazu hat die Filmemacherin ihren Namen von VALIE auf VALUE EXPORT abgeändert. In einer spärlich besuchten Bar im typischen Achtzigerjahre-Look wartet Nelly (Susanne Widl) auf Kundschaft. Alles ist ausgepreist: Wer ihren Popo küssen, an ihrer Achsel riechen oder die Kniekehle schlecken will, muss vorher einen Bon lösen. Auch für die Männer, insbesondere Sportler, ist der Körper ein Wirtschaftsfaktor. So auch für den von oben bis unten mit Werbung zugepflasterten Bodybuilder (Alfred Neugebauer), der sich zu Nelly an den Tresen gesellt – ein perfektes Paar eben.

Was die Gestaltung angeht, wartet diese kritische Selbstoptimierungs-Lovestory mit urzeitlichen Videoeffekten und einem unvermuteten Happy End auf. Der Synchro-Ton ist haarsträubend, die Track-List eklektisch (Marilyn Monroe, Klaus Nomi et al.) und die befreundete Kunstszene dank spaßiger Gastauftritte von Elfriede Jelinek, Peter Weibel, Silvia Eiblmayr, Herwig Kempinger prominent vertreten. (Michael Omasta)