
Über zwanzig Jahre führte die Großmutter der Filmemacherin Katharina Copony eine Militärkantine in der Südsteiermark. Auch sie selbst hat einen Teil ihrer Kindheit unter Soldaten verbracht, die für den Krieg proben – wie zuvor schon ihre Mutter und deren Geschwister.
In der Kaserne
skizziert in knappen Erinnerungsfragmenten ein Mehrgenerationenporträt aus weiblicher Perspektive. Persönliche Erfahrungen, aus dem Off eingesprochen, und Reenactments mit kindlichen Stellvertreterinnen rekonstruieren in der heutigen Gegenwart des Kasernenalltags eine Großfamiliengeschichte von der Nachkriegszeit bis in die späten Siebzigerjahre. Ein mit kollektiver Stimme gesprochener Erinnerungsfilm.
„Die Soldaten haben sie geliebt.“ Über zwanzig Jahre lang führte ihre Großmutter die Kantine einer Kaserne, berichtet zu Beginn des Films eine Frauenstimme. Doch wie hat dieser Alltag für ihre Mutter ausgesehen, die als Kind mit ihren Schwestern neben Soldaten aufwuchs? Katharina Coponys
In der Kaserne
wirft anhand der Erzählung zweier Generationen über die Großmutter einen Blick zurück. Viel Arbeit habe es gegeben und wenig Vergnügen, weiß die Stimme zu erzählen: „An so richtige Kinderspiele kann ich mich nicht erinnern. Ich bin einfach so mitgelaufen.“ Im Bild zu sehen sind indes zwei kleine Mädchen, die heute, in derselben Kaserne, fröhlich mit Bällen spielen. Fast jeder Schuss ein Treffer.
Coponys dokumentarischer Essayfilm
In der Kaserne
nähert sich seinem Thema auf verschiedenen Ebenen und Zeiten: anhand der Geschichte der Großmutter, ihrer Arbeit in der Kantine und der sich im Familienleben spiegelnden Politik der Nachkriegsjahre; und anhand aktueller Aufnahmen der beiden Mädchen, die – neben der Beobachtung von Soldaten in der Grundausbildung – diesen Erzählungen eine besondere Gegenwärtigkeit verleihen.
Schauplatz ist die Erzherzog-Johann-Kaserne im südsteirischen Straß. Der Verzicht auf Archivmaterial, im Dokumentarfilm allzu oft zur Illustrierung eingesetzt, erweist sich für
In der Kaserne
als besonders reizvoll – und stimmig. Denn worüber nicht gesprochen wird, ist bekanntlich oft interessanter als das, was man zu hören bekommt, und das trifft auch auf diese Familiengeschichte zu. Was man nicht zu sehen bekommt auf alten Fotos oder Aufnahmen – etwa den aus dem Krieg heimkehrenden Vater, den Wunsch nach Ausbruch und Freiheit –, all das muss man sich in diesem Film vorstellen. „Was trägt sich durch die Generationen, trotz aller Veränderungen?“ fragt eine Stimme am Ende.
In der Kaserne
liefert darauf eine bemerkenswerte Antwort. (Michael Pekler)
Buch: Katharina Copony
Darsteller:innen: Greta Lenhart, Sofia Janser-Castorina, Constanze Ederer, Ilya Ziampras, Maja Ziampras, Mia Elena Postl, Ellis Artmann-Widerhofer, Josefine Lyon
Kamera: Katharina Copony
Schnitt: Bettina Blickwede
Originalton: Peter Kutin
Sounddesign: Peter Kutin
Szenenbild: Lotte Lyon, Christian Gschier
Kostüm: Christine Winkler
Produzent:innen: Gabriele Kranzelbinder, Barbara Pichler
Produktion: KGP Filmproduktion
Weltvertrieb: sixpackfilm
Verleih in Österreich: sixpackfilm
Gefördert von: Cine Styria
Kulturzentrum bei den Minoriten
scriptLAB docu
BKA – innovative film
ORF Film/Fernseh-Abkommen
Uraufführung: Diagonale '19
Kinostart: 04.12.2019