
Bufis – Daydreamers
Spielfilm, DE/KE 2023, DCP, 100 min, OmeU
Eine auf wahren Begebenheiten beruhende Robin-Hood-Erzählung aus dem Kenia der Jahrtausendwende. Hunderten vor dem Bürgerkrieg geflohenen, in Nairobi gestrandeten Somalis gelang damals mithilfe fiktiver Biografien die Einreise in die USA. Mit
Bufis
inszenieren Mahad Ahmed und Vincenzo Cavallo ein historisches Schelmenstück als visuell überbordende Gangsterfilmfantasie.
Es ist wie im Film: Die Geschichte muss fesseln, das ist das Wichtigste. Die Menschen, die sie zum Leben erwecken können, finden sich dann schon. Assad (Ilmi Ahmed) hat das System erdacht: Um von der US-Greencard-Lotterie zu profitieren, erfindet er Hunderte passgenaue Familiengeschichten voller rührseliger Details – und begibt sich im Anschluss auf die Suche nach Somalis, die der amerikanischen Botschaft diese „Drehbücher“ verkaufen können. Mit Überschriften wie „Casting“ und „Probe“ sind die Kapitel des Films denn auch überschrieben.
Erzählt wird die von Mahad Ahmed und Vincenzo Cavallo (aka Dr. Faras) inszenierte Geschichte nicht von Assad, sondern von Kamal (Ali Buul), einem in Kenia gestrandeten Somali-Amerikaner, der beim Visa-Scam assistiert und sich nebenbei mit allerlei anderen kriminellen Unternehmungen und Frauengeschichten rumzuschlagen hat. Und der betont, dass das Leben in der Unterwelt Nairobis aller Härte zum Trotz ziemlich viel Spaß machen kann.
Wie auch der Film sich mit jeder Menge Enthusiasmus in die dunklen Seitenstraßen, Bordelle und Gangsterhöhlen der ostafrikanischen Metropole stürzt.
Bufis – Daydreamers
ist ein Film, in dem das kreative Chaos regiert. Eine lineare Handlung gibt es zwar. Doch sowohl die Fantasien des Gangster- und Actionkinos als auch die Träume der vor dem Bürgerkrieg Geflohenen von einem Leben im gelobten Land USA kommen ihr bei jeder Gelegenheit in die Queere.
DNA-Tests der US-Behörden haben Assads Geschäftsmodell seinerzeit ein Ende gesetzt: Nur wer mit sich selbst identisch ist, soll ein Recht auf ein besseres Leben haben.
Bufis
dagegen setzt eine Welt in Szene, in der die Fiktion dem Realitätsprinzip vorgeordnet ist. Wer will, darf darin eine Utopie erkennen. (Lukas Foerster)
Buch: Vincenzo Cavallo, Titus Kreyenberg
Darsteller:innen: Ilmi Ahmed, Ali Buul, Zeitun Salat, Mohamud Fidle
Kamera: Joan Poggio
Schnitt: Louiza Wanjiku Maqbul, Panos Voutsaras
Originalton: Bilal Hamisi
Musik: Hodan Mohamed Aden, Eric Musyoka, Gure Sayid Noor, Abdulaziz Mohamud Hassan
Szenenbild: Isaac Njue
Kostüm: Sarah Achieng
Produzent:innen: Vincenzo Cavallo, Titus Kreyenberg
Produktion: Cultural Video Production (KE)
Koproduktion: Unafilm (DE)
Weltvertrieb: Rushlake Media
Uraufführung: Warsaw Film Festival 2023
Österreichische Erstaufführung: Diagonale '25