Diagonale
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The Bespoke Overcoat
Spielfilm, UK 1955, Schwarzweiß, 37 min., eOF
Diagonale 2017

Regie: Jack Clayton
Buch: Wolf Mankowitz nach der Novelle „Der Mantel“ von Nikolai Gogol
Darsteller:innen: mit Alfie Bass, David Kossoff
Kamera: Wolf Suschitzky
Produzent:innen: Jack Clayton

 

Ein magischer Essay jüdischer Verzweiflung: Fender, ein alter Buchhalter im Lagerhaus einer Kleiderfabrik, will einen der warmen Schaffellmäntel, die sich dort stapeln. Sein Chef lehnt ab; Fender beauftragt den befreundeten Schneider Morry ihm einen Mantel anzufertigen, wird aber entlassen und erfriert bevor dieser fertig wird. Sein Geist kehrt zurück.

The Bespoke Overcoat, das Oscar-prämierte Regiedebüt von Jack Clayton, wird unter improvisierten Studiobedingungen in einer aufgelassenen Londoner Kirche gedreht. Der Film transferiert die Handlung von Nikolai Gogols gleichnamiger Novelle ins London von heute. Hauptfigur ist Fender, ein armer jüdischer Buchhalter im Lagerhaus einer Kleiderfabrik, der bei einem befreundeten Schneider einen Mantel in Auftrag gegeben, dessen Fertigstellung aber nicht mehr erlebt hat. Erzählt wird in Rückblenden, in denen Vergangenheit und Gegenwart, Realität und Fantasie einander durchdringen. Während der trauernde Schneider einen Schluck seines geliebten Brandys nimmt, taucht der gerade eben beerdigte alte Freund in seiner Werkstatt auf, und nun erst erfahren wir die Geschichte des Mantels, den er nie getragen hat.
Der ganze Film lebt von Alfie Bass, dem Hauptdarsteller, und von Wolf Suschitzkys überragender Kameraarbeit, die ebenso klar wie prägnant ist und in ihrer Expressivität an frühe Meisterwerke des Weimarer Kinos erinnert. Die Bildsprache wechselt zwischen realistischen Details und ihrer poetischen Überhöhung. Entsprechend kompliziert, erzählt Suschitzky in unserem gemeinsamen Film-Buch, waren die Aufnahmen, insbesondere die Sterbeszene von Fender: „Die Szene im Bett wurde in einem winzig kleinen Raum gedreht. Jack Clayton wollte mit einer Profilaufnahme von Alfie Bass beginnen und dann sollte die Kamera um das Bett herumfahren, ohne Unterbrechung bis zu einer Profilaufnahme von der anderen Seite. Wir hatten einen großen, klobigen Kamerawagen. Ron Robson, unser Kameraassistent, vollbrachte wahre Wunder, kraxelte über den Schwenkarm des Dolly, während er die Kamera stets auf Alfie gerichtet hielt. Das übrige Team war damit beschäftigt, Möbel hin und her zu schieben, um der Kamera und ihm den Weg freizumachen.“
(Katalogtext, Brigitte Mayr, Michael Omasta)

Nach einer Idee und mit einer Einführung von Michael Omasta und Brigitte Mayr.
Special Guest: Peter Suschitzky
In Kooperation mit SYNEMA – Gesellschaft für Film und Medien

Unvergessen: Wolfgang Suschitzky
Mit handwerklichem Können, Einfallsreichtum und nicht zuletzt Humor brachte der 1934 emigrierte Österreicher Wolf Suschitzky die Schönheit in den Dokumentarfilm und dokumentarische Genauigkeit in den Spielfilm. Sein ursprüngliches Metier war die Fotografie, doch als Kameramann machte er eine Karriere, fotografierte in Bergwerken, Elendsvierteln, Schulen und Kriegslazaretten, drehte Werbespots, Kinderserien und eine Handvoll unvergesslicher Kinoklassiker. Bei der Diagonale war Suschitzky 2003 und 2007 zu Gast. 2016 verstarb er im 105. Lebensjahr in London …
Servus, Su!

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