SARGIS – Das Leben ist so eine Sache
Dokumentarfilm, AT 2018, Farbe, 75 min., OmeU
Diagonale 2018
Regie: Stefan Langthaler
Kamera: Georg Weiss, Martin Winter
Schnitt: Sebastian Schreiner
Originalton: Markus Ortner
Sounddesign: Tong Zhang
Weitere Credits: Mischung: Chris Kuchner
Untertitel: Lisa Zoe Geretschläger
Produzent:innen: Stefan Langthaler
Jahrelang musste Sargis
Martirosyan mitansehen, wie
andere Athleten im Gewichtheben
Medaillen gewannen, die er selbst
hätte holen können. In der Hoffnung
auf eine Profikarriere sucht der
Armenier um die österreichische
Staatsbürgerschaft an – und muss
erst mal warten. Doch: Nach Jahren
der Hemmnisse scheint sich sein
Lebenstraum mit der EM-Teilnahme in Norwegen letztlich doch zu
erfüllen. Ein feinfühliges Porträt
über einen ehrgeizigen Sportler und
seinen Trainer, über körperliche und
bürokratische Hürden.
Jahrelang musste Sargis Martirosyan mit ansehen, wie andere Athleten im Gewichtheben Medaillen gewannen, die er selbst hätte holen können. Kraft, Ausdauer und Talent dazu hatte er, ein Land, für das er antreten durfte, nicht. 2005 kam der gebürtige Armenier nach Österreich, bat um Asyl und suchte in der Hoffnung auf eine Profikarriere, die ihm in seinem Heimatland versagt blieb, um die Staatsbürgerschaft an. In Armenien hätte Martirosyan zwei Jahre Armee absolvieren müssen, womöglich mit Kampfeinsatz an der Grenze zu Aserbaidschan. Keine Option für einen angehenden Gewichtheber, der täglich mehrmals trainieren muss. Sargis’ größter Traum: nach 34 Jahren eine Medaille für Österreich zu holen.
Filmemacher Stefan Langthaler begleitete den Gewichtheber ab 2010. Daraus entstand SARGIS – Das Leben ist so eine Sache, das feinfühlige Porträt eines Mannes, dem seine sportliche Karriere alles bedeutet. Und der an seinen Erfolg glaubt und sogar in Kauf nimmt, ziemlich lange auf ihn zu warten. Das Warten ist der 1986 geborene Gewichtheber vom SK Vöest Linz mittlerweile gewohnt. Mehrere Jahre lag sein Einbürgerungsbescheid im Innenministerium. Erst im Sommer 2014 erhielt er im Interesse der
Republik Österreich die Staatsbürgerschaft. Seine Entscheidung, nach Österreich zu gehen, hat Sargis nie bereut. Und auch das Sportland Österreich sollte sie nicht bereuen.
Langthaler zeigt Martirosyans mühsamen und harten Trainingsalltag, filmt den ruhigen, ehrgeizigen Sportler beim Situps-Machen und beim Stemmen, der martialischsten olympischen Disziplin überhaupt. „Der Gegner ist deine Stange“, erklärt ihm sein armenischer Trainer Gagik. Er ist Sargis’ treuer Begleiter, kocht für ihn oder hält ihn auf Diät, massiert ihm den Rücken, motiviert ihn bei Wettkämpfen, und das Wichtigste: glaubt an seinen Schützling. So erzählt Langthaler auch von Freundschaft, von Zusammenhalt und vom Glauben an ein gemeinsames Ziel. Am Höhepunkt des Films steht die Europameisterschaft in Norwegen. Und die Kamera ist bei Sargis’ erstem wirklichem Wettkampf als international anerkannter Sportler und Österreicher nah, jedoch niemals aufdringlich mit dabei. Für den Gewichtheber ist bereits der Antritt ein Gewinn. Sein Traum von der Profikarriere scheint sich endlich zu erfüllen – lange genug gewartet hat er ja.
(Katalog,ast)