Happy End
Spielfilm, AT/FR/DE 2017, Farbe, 107 min., OmdU
Diagonale 2018
Regie, Buch: Michael Haneke
Darsteller:innen: Isabelle Huppert, Jean-Louis Trintignant, Mathieu Kassovitz, Fantine Harduin, Franz Rogowski, Toby Jones u.a
Kamera: Christian Berger
Schnitt: Monika Willi
Originalton: Guillaume Sciama
Sounddesign: Pascal Chauvin
Szenenbild: Olivier Radot
Kostüm: Catherine Leterrier
Weitere Credits: Mischung: Jean-Pierre Laforce
Produzent:innen: Michael Katz, Veit Heiduschka, Margaret Menegoz, Stefan Arndt
Produktion: WEGA Filmproduktion
Koproduktion: WEGA Filmproduktion
Les Films du Losange (FR)
X Filme Creative Pool (DE)
„Rundherum die Welt und wir mittendrin, blind.“ Michael Hanekes Version einer schwarzen Komödie avanciert zur Momentaufnahme einer bürgerlichen europäischen Familie: Die Laurents betreiben eine boomende Baufirma in Calais. Doch das Fundament des Erfolgs der Dynastie bröckelt zunehmend, und auch privat spitzen sich die Probleme zu. Die daraus entstehenden Turbulenzen setzt Haneke gemessen, fast feierlich in Szene. Hoffnung erlaubt das kaum, aber wer glaubt denn noch an Happy Endings?
Die Bauunternehmerfamilie Laurent aus Calais gräbt sich eine Grube. Derart lapidar darf man die Antwort umreißen, die Michael Haneke mit seiner schwarzen Komödie Happy End auf die große Frage gibt: Warum ist Europa unglücklich? Fest steht: Das westliche Bürgertum ist daran nicht unschuldig.
Bei den Laurents wohnen drei Generationen unter einem Dach: Großvater George (Jean-Louis Trintignant), Enkelsohn Pierre (Franz Rogowski) und Enkeltochter Eve (Fantine Harduin), Mutter Anne (Isabelle Huppert) und ihr Bruder Thomas (Mathieu Kassovitz). Dazu Bedienstete und ein Hund. Man schweigt einander vor allem an. Begehren wird in Chats ausgelebt, körperlicher Kontakt wirkt stets wie eine Zwangsmaßnahme, und falls es Probleme gibt, werden sie mit Geld gelöst. Hanekes Wohlstandsbürger/innen sind depressive Gefangene einer sogenannten Zivilisation, einer „Kultur“, die auf Verdrängung basiert. Hoffnung erlaubt das kaum, aber wer glaubt denn noch an happy endings?
(Katalog,az)
Hanekes neuer Film ist ein Potpourri aus Motiven, die aus seinem Werk längst bekannt sind. Best of „Worst of: der Mensch“. Aus Amour, dem ein Tötungsakt als Höhepunkt von Liebe und Mitmenschlichkeit galt, übernimmt er die Vater-Tochter-Konstellation Huppert/Trintignant. Bestens bekannt auch die Kritik an Überwachungs- und Videobildern. Sowieso die Kritik an der Verlogenheit eines einstigen Großbürgertums auf dem absteigenden Ast. Die quälenden Sex-Fantasie-Chatprotokolle als Austragungsort des Betrugs kommen diesmal dazu. Seit längerem hört man von einem Plan, Haneke wolle einen Film über das Internet drehen. Ein wenig steckt die damit verbundene These schon in Happy End: das Netz als weiter entfremdendes Medium in einer entfremdeten Welt. Was sonst.
(Ekkehard Knörer, Spiegel Online)
Hanekes Version einer schwarzen Komödie malt das Leben einer großbürgerlichen Familie im nordfranzösischen Calais an die Wand, die durch eine Verkettung unerwarteter Störfaktoren (ein Baustellenunfall, Lebensmüdigkeit, persönliche Trotteligkeit) im Innersten getroffen wird. Die daraus entstehenden Turbulenzen setzt der Regisseur aber, gegen die Regeln des Genres, gemessen, fast feierlich in Szene. Die Flüchtlingskrise ragt wie ein fernes Zitat in diesen Film.
(Stefan Grissemann, Profil)