Perfekt in allen Stellungen
Spielfilm, AT 1971, Farbe, 75 min., dOV
Diagonale 2018
Regie: Frits Fronz
Buch: Fritz Weiss
Darsteller:innen: Karen Thorsten, Jolantha Wührer, Gaby von Radatz, Peter Wolsdorff, Gary Corner
Kamera: Franz Vass
Musik: Franz Neumann
Die hübsche 16-jährige Kathi ist ein
verhaltenes, etwas naives Mädchen
vom Land, das mit dem Zug in die
große Stadt reist. Auf eine Zeitungsannonce
hin bewirbt sie sich als Stubenmädchen
im Hotel „Harmonie“
und wird ohne Diskussion angestellt.
Es dauert nicht lange, bis sie feststellt,
in welche Art von Etablissement
sie hier geraten ist, denn in den
nur acht Zimmern herrscht ein wildes
Gehen und (vor allem) Kommen! Der
Blick hinter die Hoteltüren offenbart
eine Welt aus Falschheit, Perversion,
Abartigkeit – aus der es für Kathi
kaum ein Entrinnen gibt.
Die hübsche 16-jährige Kathi ist ein verhaltenes,
etwas naives Mädchen vom Land, das mit dem Zug
in die große Stadt reist. Sogleich bewirbt sie sich auf
eine Zeitungsannonce hin für eine Stelle als Stubenmädchen
im Hotel „Harmonie“ und wird von ihrer
neuen Chefin ohne Diskussion angestellt. Es dauert
nicht lange, bis sie feststellt, in welche Art von Etablissement
sie hier geraten ist. Der Blick hinter die
Hoteltüren offenbart eine Welt aus Falschheit, Perversion,
Abartigkeit – aus der es für Kathi kaum ein
Entrinnen gibt.
In Perfekt in allen Stellungen verkehren sich die
stereotypen Vorurteile von Land und Stadt. Es ist ein
klassischer Topos, der hier herangezogen wird: der
von unschuldiger Jugend, die im Sumpf der Großstadt
unter die Räder kommt. Die Fragen, die sich
dabei immer stellen: Wie weit geht das vermeintliche
„Opfer“ mit, wie sehr wächst das Sündenregister
an, und steht er/sie am Schluss geläutert oder gar
als König/
in der Unterwelt da? Frits Fronz macht es
uns hier sehr einfach: Zunächst unbeeindruckt verwundert,
dann vom unsittlichen Treiben mehr und
mehr abgestoßen, bleibt die blonde Schönheit die
„Unschuld vom Lande“. In ihrer größten Verzweiflung
wendet sie sich – wie es sich für ein braves katholisches
Mädchen geziemt – an die Heilige Jungfrau,
und auch die kleinen Avancen, die ihr der in einem
Mordfall ermittelnde junge Kommissar macht, kommen
bei ihr nicht an. Richtig gelesen, im Hotel „Harmonie“
geht es alles andere als harmonisch zu, und
neben Sadismus, Sodomie, Vergewaltigung, Homosexualität,
Perversion und anderem sündhaftem
Treiben kommt es zum unschönen Todesfall einer
Prostituierten. Auch deren Karriere begann dereinst
als Stubenmädchen, und Kathi soll schließlich in ihre
Fußstapfen treten.
Bevor es so weit kommt, erlebt Kathi in den –
für die frühen 1970er-Jahre – absolut schmucklos
eingerichteten Hotelzimmern manch blaues Wunder.
Es beginnt recht zahm, wenn eine ältere Frau und ihr
junger Liebhaber („Bubi“) sich in der Getränkefrage
nicht einig werden („Ich kann geizige alte Damen
nicht ausstehen“), kurz darauf geht es zur „Bestrafung“,
wenn ein Pärchen ein Mädchen beschimpft
und auspeitscht („Du machst es nur ärger für dich,
du Schmutzfink, den ich aus der Gosse aufgelesen
habe!“). Tragisch-komisch die Geschichte
eines
anderen Liebespaars, das sich zu einem Schäferstündchen
im Flitterwochenzimmer eingefunden
hat.
Der eingebildete Geliebte beschimpft seine Begleiterin:
„Brüste kann ich haben, so viel ich will. Aber wo
bleibt der Porsche, den du mir versprochen hast, du
Busenkanone?“ Gefährliches Terrain betritt Fronz, als
ein alter Professor sich von seiner „Enkelin“ Reizwäsche
vorführen lässt – und sogleich läuten die nächsten
Gäste (ein schwules Pärchen) und verlangen nach
Getränken … Perfekt
in allen Stellungen ist ein Film,
der kompakte, kurze
Geschichten erzählt. Das Hotel
dient als Überbau – ein Dach, das dieses vignettenartige
Gebilde zusammenhält.
Frits Fronz war vor seiner fünf Filme umfassenden
Regiekarriere vor allem als Schlagerbarde
Frank Roberts (Maloja) und Gschichtldrucker aktiv,
er verfasste
Groschenromane
und schnupperte
erstmals bei Das Mädchen mit dem Mini Filmluft.
Anschließend war er (erfolgloser) Vergnügungsparkbetreiber,
Grünpolitiker, Ordensgründer und Großmeister:
eine schillernde und in ihren Details noch zu
erforschende Persönlichkeit!
(Katalogtext, Florian Widegger)