Im weißen Rössl
Spielfilm, AT, DE 1960, Farbe, 99 min., dOV
Diagonale 2018
Regie: Werner Jacobs
Buch: Helmuth M. Backhaus, Janne Fuchs
Darsteller:innen: Peter Alexander, Waltraud Haas, Karin Dor, Adrian Hoven, Estella Blain
Kamera: Heinz Schnackertz
Schnitt: Arnd Heyne
Musik: Heinz Gietz, Johannes Fehring
Produktion: Carlton Film, Sascha Film, Koproduktion Roxy Film
In Referenz zu Im weißen Rössl präsentiert das
Diskollektiv am 17. März um 15.30 Uhr einen Überraschungsfilm als
Trouble Feature.
Wenn im „Weißen Rössl“ Hochbetrieb
herrscht, ist es an Oberkellner
Leopold Brandmeyer (Peter Alexander),
die Gäste mit vielzüngigem Zureden
und einem gut gelaunten Lied
auf den Lippen vom Chaos abzulenken
und zufriedenzustellen. Nur die
Liebe zu seiner Chefin Josepha Voglhuber
ist seine Schwachstelle, denn
die will von ihrem Untergebenen
nichts wissen und hofft vielmehr, in
den Armen eines Anwalts aus Berlin
zu landen. Nach dessen Ankunft
schreitet Leopold zur Tat und
schreckt nicht einmal vor unlauteren
Methoden zurück, um das Herz der
Angebeteten zu erobern.
Wenn im „Weißen Rößl“ Hochbetrieb herrscht, ist
es an Oberkellner Leopold Brandmeyer, die Gäste mit
vielzüngigem Zureden und einem gut gelaunten Lied
auf den Lippen vom Chaos abzulenken und zufriedenzustellen.
Nur die Liebe zu seiner Chefin Josepha
Voglhuber ist seine Schwachstelle, denn die will von
ihrem Untergebenen nichts wissen und hofft vielmehr,
in den Armen eines Anwalts aus Berlin zu landen.
Nach dessen Ankunft schreitet Leopold zur Tat und
schreckt selbst vor unlauteren Methoden nicht zurück,
das Herz der Angebeteten zu erobern.
„Im Salzkammergut, da kann man gut lustig
sein!“ Zwölf Jahre nach Rendezvous im Salzkammergut
also eine Rückkehr an ebendiesen Ort, an dem
sich seit 1948 einiges getan hat. Man parliert jetzt auf
Englisch, Französisch, Italienisch oder gar Berlinerisch,
denn die Gäste sind international geworden. Bei
so mondänem Publikum muss sich auch das Personal
anpassen – allen voran natürlich der Oberkellner, der
selbst im Anzug auf Wasserski eine tolle Figur macht:
Peter „Der Papa wird’s schon richten“ Alexander in seiner
Lebensrolle. Wer braucht Dean Martin und Jerry
Lewis, wenn man beide in einer Person haben kann?
Sein Leopold Brandmeyer ist nicht nur gewiefter
Charmeur, „Womanizer“ und Gesangstalent, sondern
zeigt eben auch in brenzligen
Situationen ein herrliches
Gefühl für Körperkomik und Slapstick. Bei Gästen
wie bei Kolleg/innen beliebt, ist er stets bemüht,
sein Bestes zu geben, darüber aber nie seinen Sinn
für Humor zu verlieren.
Oliver Nöding schreibt über
Peter Alexanders Figuren: „In Augenblicken der größten
Emotionalität fällt es ihnen stets leichter, sich
mit Gesang zu artikulieren als mit dem gesprochenen
Wort, mehr noch: In solchen Momenten kommt
die Musik ganz natürlich aus ihnen heraus.“ Ihm an
die Seite gestellt sind Waltraud Haas als resolute
Rössl-Wirtin, Frithjof Vierock als frecher Piccolo
Franzl sowie auf Gästeseite Adrian Hoven als Alexanders
Gegenspieler und Gunther Philipp als Playboy
Sigismund Sülzheimer, dem – man möchte es kaum
glauben – die Frauenherzen nur so zufliegen. Auf die
Rolle der optischen Behübschung reduziert: Karin Dor
und Estella Blain, Letztere fast ausschließlich in sehr
knappen Bikinis.
Im weißen Rössl gilt als Paradebeispiel für das
eskapistische, fragwürdige Heileweltkino der 1950erund
1960er-Jahre, traumatisiert seitdem Generationen
vor den Fernsehgeräten und markiert einen
Höhe- und Übergangspunkt vom Heimat- hin zum
Schlagerfilm. Die in malerisches Technicolor gehüllten
Landschaften scheinen beinahe unwirklich, neben
Tracht und Tradition ist auch diesmal ein Umzug
durchs Dorf zu sehen, und beim obligatorischen wie
absolut unromantischen Happy End schaut man besser
nicht zu sehr auf Geschlechterrollen und -verhältnisse.
Auf der anderen Seite setzen Regisseur Werner
Jacobs und Co. auf behutsame Modernisierung:
Die
Handlung wird in die Jetztzeit übertragen, Musiknummern
adaptiert und neu arrangiert. Die einst subversive
und dissident-kritische literarische Vorlage von
Oscar Blumenthal und Gustav Kadelburg ist mittlerweile
bereits knapp sechzig Jahre alt und hat mehrere
Bearbeitungen erfahren: 1930 wird Im weißen
Rössl als Operette von Ralph Benatzky zum Welterfolg,
1935 folgt die erste Verfilmung
von Carl Lamac
mit Theo Lingen. Während der NS-Diktatur
ist das
Stück ob seiner jüdischen Autoren und des kritischen
Inhalts angefeindet und verpönt, 1952 zaubert Willi
Forst noch eine Verfilmung auf die Leinwand. Dass es
bereits 1967 eine weitere Fernsehproduktion geben
sollte, spricht für die ungemeine Popularität des Stoffes.
Die 2013 erschienene Neuverfilmung mit dem
Titelzusatz Wehe, du singst! sei allerdings aus Chronistenpflicht
erwähnt.
(Katalogtext, Florian Widegger)