Das Haus meines Vaters
Spielfilm, AT 2012, Farbe, 65 min., OmeU
Diagonale 2019
Regie, Buch: Ludwig Wüst
Darsteller:innen: Nenad Šmigoc, Martina Spitzer
Kamera: Klemens Koscher
Schnitt: Samule Käppeli
Originalton: Gregor Rašek
Diagonale im Dialog: Im Anschluss an das Screening findet ein ausgedehntes Gespräch zwischen Ludwig Wüst (Regie) und Stefan Grissemann (Leiter Kulturressort, profil) statt. Mit Unterstützung der Diagonale-Hauptsponsorin Steiermärkische Sparkasse.
Mit Das Haus meines Vaters festigte
Wüst seinen internationalen Ruf
als Ausnahmefilmemacher. Andrej
lebt in Frankfurt. Ein Anruf lässt ihn
an den Ort seiner Kindheit zurückkehren,
in das Haus seines Vaters.
Mit Handkamera in einer beinahe
durchgängigen Einstellung gefilmt,
wird der Besuch zur Spurensuche
mit ungewissem Ziel. Eine Übung
in Unmittelbarkeit, packend unaufgeregt.
Im Anschluss Werkstattgespräch
mit Ludwig Wüst.
Ein Mann, Andrej, wird geweckt. Er hat die Nacht
im Auto am Straßenrand verbracht. Aus Frankfurt ist
er an den Ort seiner Kindheit zurückgekehrt, in das
Haus seines Vaters, das er nun mit einer ehemaligen
Schulfreundin aufsuchen wird. Was folgt, ist
Smalltalk: über das Wetter, Befindlichkeiten. Erst
nach und nach dringt der Dialog der beiden einzigen
Protagonist/innen in die Tiefe. Das Haus meines
Vaters ist eine Spurensuche mit ungewissem Ziel.
Das Vergangene vermittelt sich über den Dialog, viel
mehr aber noch über das Dazwischen – Gesten und
Gesprächspausen. Selbst im Inneren des Hauses
gibt der schwache Lichtkegel der Taschenlampe nur
langsam die Sicht auf das Interieur frei.
Irgendetwas eint Andrej und seine Begleiterin,
und doch sind sie sich fremd. „So richtig hast du
unsere Sprache nie gelernt“, meint sie. Am Ende
wird Andrej fahren – und niemals wiederkehren. Ein
weiteres Beispiel für Ludwig Wüsts kompromisslose
Filmsprache, mit der er seinen internationalen Ruf
als Ausnahmefilmemacher festigte. Eine Übung in
Unmittelbarkeit, gefilmt mit Handkamera in einer beinahe
durchgängigen Einstellung.
(Sebastian Höglinger)
Das Haus meines Vaters rührt in minimalistischer
Form, in einer einzigen, erneut ungeschnittenen,
aber sehr beweglichen Einstellung, an existenzielle
Grundsatzfragen.
(Stefan Grissemann, profil)