Franz-Grabner-Preis 2019
Im Rahmen der 22. Diagonale in Graz wurde der mit je € 5.000 dotierte Franz-Grabner-Preis in den Kategorien Kinodokumentarfilm und Fernsehdokumentarfilm verliehen. Prämiert wird ein im ethischen und moralischen Sinne verantwortungsvoller und glaubwürdiger Umgang der Filmschaffenden mit ihrem Medium.
Die Festrede anlässlich der Preisverleihung im Hotel Wiesler, Salon Frühling hielt die Journalistin Sibylle Hamann.
Franz-Grabner-Preis für den besten Kinodokumentarfilm 2019:
Waldheims Walzer von Ruth Beckermann
€ 5.000, gestiftet von AAFP, Film Austria und ORF
Jurybegründung:
„Aus dem Vertrauen in die Kraft des Kinos entstand ein Filmessay, das sich mit Fakten nicht zufrieden gibt, sondern die widerstreitenden Kräfte einer Gesellschaft spürbar machen will. Historische und persönliche Wahrheiten werden gegeneinander in Stellung gebracht und die Realität entlarvt sich in ihren extremsten Formen selbst. Das aufmerksame Betrachten wird zu einem scharfsinnigen Akt der Kritik. Die Regisseurin besitzt die Courage, sich aus ihrer filmischen Ungleichung nicht herauszunehmen und positioniert sich im Widerstreit um das politische Gesicht ihres Landes unmissverständlich auf der Seite Demonstrierender. Mit ihrer Kamera steht Ruth Beckermann seit Jahrzehnten für ein österreichisches Kino, das nicht an der Seite verharrt, sondern sich mitten aufs politische Terrain begibt.“ Mit diesen Worten begründete die internationale Jury ihre Entscheidung.
Weiters waren nominiert:
Bruder Jakob, schläfst du noch? von Stefan Bohun
Zu ebener Erde von Birgit Bergmann, Steffi Franz und Oliver Werani
Franz-Grabner-Preis für den besten Fernsehdokumentarfilm:
Leben für den Tod – Menschen am Zentralfriedhof von Karin Berghammer und Krisztina Kerekes
€ 5.000, gestiftet von AAFP, Film Austria und ORF
„Die Filmemacherinnen Karin Berghammer und Krisztina Kerekes filmen ihre Ballade vom Leben und Tod, indem sie über das Personal erzählen, die Nebenfiguren, die fast unsichtbar ihr Tagwerk verrichten – auf einem der größten Friedhöfe Europas. Sie beobachten, sie lassen erzählen, sie behalten die Ruhe. Und so verliert man sich in diesen kleinen Erzählungen übers Sterben, über ‚Versenkungsapparate‘ und über Honig vom Friedhof. Und das ist gut so, weil es – das Sterben – damit normal wird. Leben für den Tod – Menschen am Zentralfriedhof ist ein Gespräch über Tod, ohne viel zu quasseln, viel mehr, um zu beobachten, zu schauen, zu verstehen. Ein Ort, an dem Menschen nie Vergangenheit werden. Eine kleine Lücke in der Zeit. Noch nie wurde die letzte Ehrenrunde unserer Verstorbenen so frech, so schön erzählt. Großes Handwerk.“ Das konstatierte die Jury in ihrer Begründung.
Weiters waren nominiert:
Frauenbilder – Gegenbilder von Barbara Weissenbeck
Nie genug – Der Körperkult in den sozialen Medien von Jennifer Rezny
Jury 2019
Simone Baumann
(Filmproduzentin, DE)
Christian von Brockhausen
(Redakteur Dokumentarfilm NDR, DE)
Paul Pauwels
(Direktor EDN – European Documentary Network, Kopenhagen, DK)
Anja Salomonowitz
(Filmregisseurin, AT)
Christa Ulli
(Redakteurin SRF, CH)
Dennis Vetter
(Filmkritiker, DE)