Diagonale
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Großer Diagonale-Schauspielpreis’22

für Verdienste um die österreichische Filmkultur

 

Branko Samarovski

Branko Samarovski © Lisi Lehner

Im Rahmen der Festivaleröffnung am 5. April vergibt die Diagonale’22 bereits zum fünfzehnten Mal den Großen Diagonale-Schauspielpreis für Verdienste um die österreichische Filmkultur. Die Diagonale freut sich, bekanntzugeben, dass die Auszeichnung heuer an Branko Samarovski geht. Der Theater-, Film- und Fernsehschauspieler wird den Preis – ein Kunstobjekt von Constantin Luser – in Graz persönlich entgegennehmen.

„Unglaublicherweise bereits seit den späten 1960er-Jahren zeigt Branko Samarovski nicht nur am Theater, sondern auch als Charakterdarsteller in Kino und Fernsehen ungeheure schauspielerische Bandbreite. Mit Vorliebe kreiert er dabei exzentrische, kuriose und immer zutiefst menschliche Charaktere, ohne die der österreichische Film um viele Farben ärmer wäre.“ Einhellig hat die Schauspieljury daher beschlossen, Branko Samarovski mit dem Großen Diagonale-Schauspielpreis 2022 auszuzeichnen.

In einem ersten Statement strichen Ute Baumhackl, Christian Konrad, Marie Kreutzer, August Schmölzer und Kristina Sprenger besonders jene Qualität Samarovskis hervor, aus vermeintlich kleinen Rollen ganz Großes zu machen: „Branko Samarovski arbeitet sich als scheinbarer Außenseiter unaufdringlich in den Mittelpunkt eines Werkes, egal wie groß (oder klein) seine Rolle ist und bildet dadurch eine Klammer, die ein Werk erst zur vollen Geltung bringt. Manch großer Regiegeist erlag dankend Samarovskis schauspielerischer Intelligenz und verwarf sein vorgefertigtes Konzept … ein Meister mit Charme, Klugheit und Mut.“

 

Das weiße Band (R: Michael Haneke) mit Branko Samarovski © Wega Film

Hauptberuf Nebendarsteller
Sein Kinodebüt gab der 1939 geborene Branko Samarovski 1978 in Herbert Achternbuschs Satire Der junge Mönch (BRD 1978), bezeichnenderweise in einer Nebenrolle – als Supporting Actor, wie es besonders in diesem Fall treffender heißen müsste. In der Folge wirkte Samarovski in zahlreichen Film- und Fernsehproduktionen mit, darunter mehrere Arbeiten des vielfach preisgekrönten Regisseurs und Drehbuchautors Michael Haneke: Für die Darstellung des Invaliden Andreas Pum in Hanekes Fernseharbeit Die Rebellion (AT 1993) – konzipiert nach der gleichnamigen literarischen Vorlage von Joseph Roth – erhielt er den vom Verband österreichischer Kameraleute vergebenen Goldenen Kader für den besten Schauspieler, diesmal für eine Hauptrolle.

Zu den weiteren Zusammenarbeiten zwischen Branko Samarovski und Michael Haneke, dem die Diagonale’22 zum achtzigsten Geburtstag ein Funny Games-Doppel widmet, zählen die Dramen 71 Fragmente einer Chronologie des Zufalls (AT 1994) und Wolfzeit (FR/AT/DE 2003) sowie das vielfach preisgekrönte Historiendrama Das weiße Band (DE/AT/FR/IT 2009). Außerdem zu sehen war Samarovski beispielweise in Peter Payers Ravioli (AT 2003), im Kinderfilm Karo und der liebe Gott (R: Danielle Proskar, AT 2006) sowie in den allesamt bei der Diagonale aufgeführten Filmen Herrn Kukas Empfehlungen (R: Dariusz Gajewski, AT/PL 2007), NORDWAND (R: Philipp Stölzl, DE/AT/CH 2008), Anfang 80 (R: Sabine Hiebler, Gerhard Ertl, AT 2011) und Wenn du wüsstest, wie schön es hier ist (R: Andreas Prochaska, AT 2015). Einem breiten Fernsehpublikum ist er als passionierter Obst- und Gemüsezüchter Blasius Schmalzl in der TV-Reihe Der Winzerkönig (AT/DE 2005–2009) sowie als Dr. Feist sen. in David Schalkos Serie Braunschlag (AT 2012) bekannt.

Bei der Diagonale’22 wird Samarovski wie schon 2013 in Josef Dabernigs Kurzfilmen Rosa coeli (AT 2003) und Herna (AT 2010) als Stimme vertreten sein: Er ist im Deix-Animationsfilm Rotzbub (R: Marcus H. Rosenmüller, Santiago López Jover, AT/DE 2021) zu hören.

 

Nebel im August (R: Kai Wessel) © Dor Film

Von der Schlosserei an die Burg
Neben seiner Arbeit für Film und Fernsehen blickt Samarovski auf eine langjährige Theaterkarriere zurück: Erste Engagements führten ihn ab 1966 ans Schauspielhaus Graz, nach Darmstadt und von 1972 bis 1979 ans Staatstheater Stuttgart, wo er zahlreiche Hauptrollen unter anderem bei Alfred Kirchner und Claus Peymann bekleidete. Von 1979 bis 1985 spielte er – wiederum unter Peymann – am Schauspielhaus Bochum. Von 1985 bis 1991 war er an der Berliner Schaubühne engagiert, wo er unter anderem mit Klaus Michael Grüber, Peter Stein, Bob Wilson, Andrzej Wajda und Luc Bondy zusammenarbeitete. Bei den Salzburger Festspielen debütierte Branko Samarovski 1966 und war dort bis zuletzt – etwa als Teufel in Hofmannsthals Jedermann – immer wieder in unterschiedlicher schauspielerischer Funktion engagiert. Seit 1991 ist Branko Samarovski Ensemblemitglied des Wiener Burgtheaters.

Branko Samarovski wurde 1939 in Zemun, einem heutigen Stadtbezirk Belgrads, geboren. Mit 14 Jahren begann er eine Schlosserlehre in Salzburg. Neben der Arbeit als Schlosser spielte er an der Elisabethbühne, einer Liebhaber*innenbühne unter dem Hochaltar der Vorstadtkirche St. Elisabeth Salzburg. Er nahm Privatschauspielunterricht und absolvierte schließlich die Schauspielausbildung am Mozarteum in Salzburg. Beim Österreichischen Filmpreis 2017 wurde er als bester Schauspieler in einer Nebenrolle in Kai Wessels Nebel im August (DE/AT 2016) ausgezeichnet.

Die Vergabe des Großen Diagonale-Schauspielpreises 2022 an Branko Samarovski erfolgt im Rahmen der festlichen Eröffnung der Diagonale am 5. April um 19.30 Uhr in der Grazer Helmut List Halle. Das Festival des österreichischen Films eröffnet mit der Österreichpremiere von Kurdwin Ayubs SONNE (AT 2022).

 

Großer Diagonale-Schauspielpreis’22, Kunstobjekt von Constantin Luser © Constantin Luser

Ein Kunstwerk für Branko Samarovski, gestaltet von Constantin Luser
Der Preisträger des Großen Diagonale-Schauspielpreises 2022 erhält ein Kunstobjekt, gestaltet und gestiftet von Constantin Luser, ermöglicht durch legero united – the shoemakers | Initiator of con-tempus.eu.

Für den diesjährigen Großen Diagonale-Schauspielpreis hat der 1976 in Graz geborene und international vielbeachtete – zuletzt erhielt er den Dagmar Chobot Skulpturenpreis – Constantin Luser das Kunstwerk eigens auf den diesjährigen Preisträger Branko Samarovski angepasst:

„Begonnen haben wir mit der Vermessung des Kopfes. Nun lässt sich der Preis auf dem Kopf tragen, wie die Silhouette einer Mitra. Als Visier heruntergeklappt, wird sie zur Maske – die Mundwinkel sind verstellbar.“
— Constantin Luser über den von ihm gestifteten Preis

Schauspieljury 2022
Ute Baumhackl (Ressortleiterin Kultur & Medien, Kleine Zeitung)
Christian Konrad (Ressortleiter Film, ORF)
Marie Kreutzer (Regisseurin, Drehbuchautorin, AT)
August Schmölzer (Schauspieler, Autor, AT)
Kristina Sprenger (Schauspielerin, AT)

 

 

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