Gustav Deutsch 1952–2019
Die Diagonale trauert um den Filmemacher, Künstler, Freund und Wegbegleiter des Festivals, Gustav Deutsch. Wie das Österreichische Filmmuseum und sixpackfilm im Namen von Hanna Schimek, Gustav Deutschs Partnerin in Kunst und Leben, bekannt gaben, verstarb Gustav Deutsch am 2. November nach kurzer, schwerer Krankheit ( LINK ).
Die Welt mit den Bildern Gustav Deutschs zu betrachten – mit jenen, die er selbst drehte oder mit jenen entlehnten, gefundenen Bildern, die er arrangierte und montierte – meint stets zweierlei: die Wahrnehmung auf unsere Welt zu präzisieren und zugleich zu erkennen, dass es sich bei ihr um eine Konstruktion handelt. Die Bilder, die diese Welt mitformen, gilt es zu be- und hinterfragen. Gustav Deutsch ließ uns über die Rückseite der Bilder Nachdenken und verwies dabei auf die mannigfachen, glorreichen und spektakulären Spielarten der Kunstform Kino. Wer einmal Gustav Deutschs mittlerweile nicht mehr voll funktionale Camera Obscura auf der wunderschönen griechischen Insel Ägina besuchte, vermochte seine diesbezügliche Hingabe hautnah zu fühlen. Gustav Deutsch war ein Sammler, ein Suchender – nach persönlichen Blicken auf die Welt. Sein künstlerisches Forschen von und mit ephemeren privaten Filmaufnahmen betonte dabei immerzu ein ernstgemeintes, tiefgreifendes Interesse an Mensch, Gesellschaft und Kultur.
Mit herausragenden Filmen wie zuletzt so leben wir – botschaften an die familie, Shirley – Visions of Reality oder auch mit seinem Found-Footage-Großwerk FILM IST. A girl & a gun bereicherte Gustav Deutsch das Programm des Festivals des österreichischen Films und sorgte auch international für Begeisterung bei Publikum und Kritik. Nicht zuletzt deshalb, weil er aufzeigte, wie sich mit Techniken und Denkansätzen des Avantgarde- und Experimentalfilms populärkulturelle Phänomene befragen lassen. Aus seiner Auseinandersetzung mit Edward Hoppers Malerei resultierte etwa auch die Installation „Monday, August 28th 1939, New York, 10 p.m.“ (Episode aus Shirley – Visions of Reality, Gustav Deutsch, 2013), die Deutsch – wie viele weitere Arbeiten mit seiner Partnerin Hanna Schimek – auf Einladung der Diagonale’16 im Grazer Künstlerhaus – Halle für Kunst und Medien realisierte. Trotz festivalverschuldeter Kurzfristigkeit ermöglichte er die Schau mit einer Präzession und professionellen Gelassenheit, wie sie nur allzu selten zu finden ist.
Zuletzt arbeitete die Diagonale gemeinsam mit Gustav Deutsch, Hanna Schimek sowie dem Österreichischen Filmmuseum und dem Musikverein für Steiermark an einem Projekt für die Diagonale’20. Mit Gustav zu arbeiten und zu diskutieren bedeutete stets, zu einem großartigen Künstler und einem wunderbaren Menschen aufschauen zu können. Um Blicke auf Augenhöhe zu ernten, um zu lernen, zu lachen, zu verstehen. Dafür werden wir immer dankbar sein. All das macht Gustav Deutsch unvergessen.
Unser tief empfundenes Mitgefühl gilt Hanna Schimek sowie allen Freund/innen und jenen, deren Weltsicht Gustav Deutsch mit seinem umfangreichen Tun begleitete.