Diagonale
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In Referenz

Nicht selten bleibt es Festivals, Cinematheken und Kinos mit Programmanspruch vorbehalten, Film in größeren Zusammenhängen zu positionieren, historische Referenzlinien aufzuzeigen oder Filme vor dem vorzeitigen Vergessen zu bewahren. Die Schiene In Referenz sucht nach derartigen Linien und setzt Klammern im Festivalprogramm. Heimisches Filmschaffen wird mit sich selbst und mit internationalen Positionen in Dialog gebracht, Aktuelles mit historischen Specials und Rahmenprogrammen verschaltet. So wird die Leinwand zum Knotenpunkt für eine Vielzahl von roten Fäden, die sich durch die Diagonale ziehen.

My Talk with Florence © Paul Poet

In Referenz: Über-Bilder: Projizierte Weiblichkeit(en)

Rose McGowan trifft Paul Poet trifft Alec Empire

Am Festivalsamstag lädt die Diagonale zum exklusiven Talk mit Rose McGowan. Die weltbekannte Schauspielerin, Aktivistin und Autorin spricht über ihr Buch „BRAVE“, #MeToo sowie ihren steten Kampf gegen Machtmissbrauch im (US-)Filmbusiness und darüber hinaus.

Rose McGowan, geboren 1973, ist Schauspielerin, Autorin, Regisseurin, Musikerin, Unternehmerin und nicht zuletzt Aktivistin. Sie tritt zudem als Rednerin auf, um das öffentliche Bewusstsein für Themen wie Empowerment zu schärfen. In ihrem Buch „BRAVE“ wirft sie einen schonungslosen Blick auf die Herausforderungen, mit denen sie in ihrem Leben konfrontiert war – vom Aufwachsen in einem Kult bis zu ihrem Weg nach Hollywood. Die 2018 veröffentlichte Autobiografie wurde rasch zu einem Bestseller der New York Times. Als Aktivistin und Künstlerin hat sich Rose McGowan der Förderung eines gesellschaftlichen Wandels verschrieben. Im vergangenen Jahr wurde sie vom Time Magazine zu einer der Personen des Jahres gekürt. Als Schauspielerin trat Rose McGowan in Filmen wie The Doom GenerationScreamJawbreaker und Planet Terror auf. Zudem spielte sie in der Fernsehserie Charmed. Ihr Regiedebüt Dawn wurde beim Sundance Film Festival für den Grand Jury Prize nominiert.

— Termin: Samstag, 23. März, 17.30 Uhr, Hotel Wiesler, Salon Frühling

Rose McGowan © Claire Rothstein | Alec Empire © The Hellish Vortex

Ebenfalls am Samstag gelangt – quasi als Brückenschlag zum Talk mit Rose McGowan – Paul Poets aufrüttelnder Dokumentarfilm My Talk with Florence (AT 2015) mit Livevertonung durch Alec Empire zur Aufführung. In einer ungeschnittenen Interviewsequenz berichtet Poets Protagonistin Florence Burnier-Bauer Unfassbares: eine Geschichte unzähliger Missbräuche in einem von Gewalt geprägten Leben, u. a. in der Kommune Otto Muehls am Friedrichshof. Ungefiltert treffen Poets Fragen auf eine beeindruckend reflektierte, offene Frau, die sich in diesem Film endlich in selbstbewusster Geste mitteilen kann. So steht der Festivalsamstag ganz im Zeichen kämpferischer Frauen, die auch das Publikum in die (reflexive) Pflicht nehmen.

Im Rahmen des Kino-Konzerts wird zudem das Mediabook zum Film My Talk with Florence präsentiert, das wiederum eine Buchbeilage mit Beiträgen von Rose McGowan (!) sowie von Stoya, Marina Richter, Helga Pregesbauer und Florence Burnier-Bauer enthält. Auch eine Bonus-CD mit dem Filmsoundtrack von Alec Empire ist beigelegt. Anlässlich des Release der DVD-Edition von My Talk with Florence (Trost, Cargo/Indigo) wird das Screening an diesem Abend außerdem live von Alec Empire (Musikproduzent, Komponist und DJ) begleitet.

Medienwerkstatt Wien und Golden Pixel Cooperative: „Points of View … In Dialogue“

Das Kurzfilmprogramm „Points of View … In Dialogue“ wiederum, das anlässlich des 40-jährigen Bestehens der Medienwerkstatt Wien zusammengestellt wurde, widmet sich Fragen der Repräsentation, Inszenierung und Darstellung von Weiblichkeit(en). Videos aus den 1980er-Jahren treten in Dialog mit Produktionen der in Arbeitsweise und politischer Denkweise wahlverwandten Golden Pixel Cooperative. Im Anschluss: Diagonale im Dialog mit Gerda Lampalzer-Oppermann (Medienwerkstatt Wien), Christiana Perschon (Golden Pixel Cooperative, Filmemacherin Sie ist der andere Blick u. a.) und Antonia Rahofer.

Bonjour Tristesse © Filmarchiv Austria

Bonjour Tristesse und Hurra für Frau E.

Die 17-jährige Cécile (Jean Seberg) verbringt den Sommer mit ihrem Vater an der Côte d’Azur. Françoise Sagans Roman diente als Vorlage des amerikanischen Technicolor-Klassikers Bonjour Tristesse  (R: Otto Preminger, US/GB 1958). Als Vorfilm zeigt die Diagonale Hurra für Frau E. von Günter Peter Straschek (BRD 1966). Nur acht Jahre trennen Bonjour Tristesse von Strascheks Film über das Schicksal einer alleinerziehenden Mutter. Zwei Regisseure mit österreichischen Wurzeln erzählen somit von Weiblichkeitsbildern des modernen Kinos und ihrer Kulturgeschichte. Die beiden Filme laufen in Referenz zum historischen Special. Daran anknüpfend verfasst der Autor Magnus Klaue einen Essay, der Motive aus dem Special aufgreift. Der Text wird bei der Vorstellung im Kino aufgelegt und anschließend publiziert.

Romy – Portrait eines Gesichts

Romy – Portrait eines Gesichts (R: Hans-Jürgen Syberberg, BRD 1967) zeigt Romy Schneider beim Skiurlaub in Kitzbühel. In sehr persönlichen Gesprächen mit Hans-Jürgen Syberberg denkt sie über ihr Leben und ihre Karriere nach – vergleichbar und doch ganz anders als beim Interview 14 Jahre später mit Michael Jürgs für den „Stern“, das als Grundlage für den Film
3 Tage in Quiberon (R: Emily Atef, DE/AT/FR 2018) mit Marie Bäumer und Birgit Minichmayr dienen sollte, der ebenfalls bei der Diagonale zu sehen sein wird. Im Anschluss an Atefs gefeierten Film tritt die Regisseurin mit dem Journalisten Rüdiger Suchsland in einen ausführlichen Dialog über Mythos und Inszenierung der Schauspielerin Romy Schneider.

Johann Lurf © Vladimir Canic | Cavalcade © sixpackfilm

In Referenz: Nationalismus ist Gift für die Gesellschaft.

Sowohl im Diagonale’19-Trailer Nationalismus ist Gift für die Gesellschaft. – gestaltet von Johann Lurf – als auch in dessen Kurzfilm Cavalcade (AT 2019) verweist ein auf einem seichten Fluss scheinbar schwebendes, sich drehendes und an der Seitenwand op-artig gestaltetes Wasserrad auf die Täuschungen, die im Prozess des Filmsehens zwischen aufgenommener und wahrgenommener Bewegung entstehen. Von einem anderen (Teufels-)
Kreislauf – aus Angst, Bedrohung und Hetze – erzählen die Textinserts im Festivaltrailer, die die Mechanismen des Films auf die Mechanismen nationalistischer Politik übertragen.

In Referenz zum Trailer präsentiert Johann Lurf ein eigens kuratiertes Kurzfilmprogramm: „Agitation-Ästhetik-Politik“ versammelt historische und aktuelle Filmarbeiten, die politisches Denken, Sprechen, Handeln und Filmemachen als gegenwärtig dringlich ausweisen. Mit Filmen von Harun Farocki, Karpo Godina, Meredith Lackey u. a.

Mit ★ (AT 2019) knüpft ein weiterer Programmpunkt im Festival an das Œuvre Johann Lurfs an. Der Filmemacher sammelte aus nicht weniger als 586 Filmen alle „reinen“ Sternenhimmel und montierte sie chronologisch gereiht aneinander – von 1905 quer durchs All bis 2018. ★ ist ein stetig wachsender Film, dessen neueste Version ab sofort auf jeder Diagonale im Nachtslot gezeigt wird. Ein grandioser Sternenatlas der Filmgeschichte

Ausstellung im Kunsthaus Graz

Vom 13. März bis 22. April 2019 zeigt Johann Lurf im Kunsthaus Graz zudem die gemeinsam mit Laura Wagner produzierte Serie Earth Series sowie Cavalcade, das wichtigste Bildelement und Prop seines neuesten Kurzfilms wie auch des Trailers für die Diagonale’19.

— Eröffnung: Dienstag, 12. März 2019, 19 Uhr
— Gespräch und Screenings – Jun Yang vs. Johann Lurf: Dienstag, 19. März 2019, 17–18 Uhr

„Im Rahmen der Diagonale zeigt Johann Lurf im Kunsthaus Graz die gemeinsam mit Laura Wagner entstandene Serie Earth Series neben Cavalcade, einem Bildelement und Prop seines neuesten Kurzfilms und Trailers für die Diagonale. Das Wasserrad mit aufgemalten konzentrischen Mustern fügt sich mit den Bildmontagen aus Filmstills des Planeten Erde zu einer konzentrierten Ausstellung über visuelle Täuschungen im Bewegtbild: eine aufregend-sinnliche Untersuchung des filmischen Realitäts-, Illusions- und Imaginationspotenzials.

— Katrin Rosalind Bucher Trantow, Chefkuratorin Kunsthaus Graz

Greek Diary © Clément Martz

In Referenz: Heinz Trenczak zum 75. Geburtstag

Heinz Trenczak ist Chronist und Begleiter des öffentlichen Lebens in Graz. Immer mit dabei: seine Kamera. In Greek Diary (AT 2018) begleitet er eine Gruppe Helfer/innen und dokumentiert die Verhältnisse in den Flüchtlingslagern in Griechenland und Serbien nach der Schließung der Balkanroute 2016. Im Anschluss an das Filmscreening am Festivalsamstag: Diagonale im Dialog mit Heinz Trenczak, Paul Hofmann (Kinemathek im Ruhrgebiet) und Heidrun Primas (Forum Stadtpark).

Filmprogramm In Referenz

My Talk with Florence (R: Paul Poet, AT 2015)
Kino-Konzert mit Alec Empire

— Kurzfilmprogramm „Points of View … In Dialogue“
——— Über Vergewaltigung (R: Ilse Gassinger, Gerda Lampalzer, Anna Steininger, AT 1984)
——— Verzehren/Verzerrt (R: Ilse Gassinger, Anna Steininger, AT 1984)
——— Im Original farbig (R: Angela Hans Scheirl, Ursula Pürrer, AT 1986)
——— Matière & Memory (R: Andrea van der Straeten, AT/BRD 1989)
——— Double 8 (R: Christiana Perschon in Kollaboration mit Linda Christanell, AT 2016)
——— Was ausgestellt wird (R: Nathalie Koger, AT 2012)
Im Anschluss: Diagonale im Dialog

Bonjour Tristesse (R: Otto Preminger, US/GB 1958)
— Vorfilm: Hurra für Frau E. (R: Günter Peter Straschek, BRD 1966)

Romy – Portrait eines Gesichts (R: Hans-Jürgen Syberberg, BRD 1967)

— Kurzfilmprogramm „Agitation-Ästhetik-Politik“ – kuratiert von Johann Lurf
——— Cablestreet (R: Meredith Lackey, US 2019)
——— Marganith (R: Tzion Abraham Hazan, IL 2012)
——— Nicht löschbares Feuer (R: Harun Farocki, BRD 1969)
——— Zdravi ljudi za razonodu (Healthy People for Fun) (R: Karpo Godina, YU 1971)
——— O ljubavnim veštinama ili film sa 14441 kvadratom
(On the Art of Loving or Film with 14441 Frames)
(R: Karpo Godina, YU 1972)
——— Österreich! (R: Hubert Sielecki, AT 2001)

— ★ (R: Johann Lurf, AT 2019)

Greek Diary (R: Heinz Trenczak, AT 2018)
Im Anschluss: Diagonale im Dialog

 

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