Diagonale
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In Referenz

Rote Fäden, Klammern, Verweise

 

Die Programmreihe In Referenz versteht sich als Kitt in der Festivalarchitektur. Filme werden zueinander und zwischen den unterschiedlichen Programmschienen platziert, internationale Arbeiten treffen auf Filme österreichischer Provenienz. Von Zur Person führen sie in die historischen Specials und ins aktuelle Programm, weiter in Buchpräsentationen und vice versa. Jessica Hausner trifft über Maya Deren und Teiji Ito auf Martina Kudláček und Marie Menken. Kirill Mikhanovsky trifft über Franz Grabner auf Wolff von Amerongen, Alexander Horwath und Gerhard Friedl. AT trifft US, Historisches verschränkt sich mit Aktuellem. So wird das diesjährige Festival zum Knotenpunkt einer Vielzahl roter Fäden, die mal deutlicher sichtbar, mal versteckter sind. Eine Programmschiene als Experiment der Vermittlung.

 

Premierentour: Ulrike Ottinger

Paris Calligrammes, Ulrike Ottinger vor Allen Ginsberg, Paris 1965 © Ulrike Ottinger

Im Rahmen einer gemeinsamen Tour mit dem Österreichischen Filmmuseum und Crossing Europe Filmfestival Linz präsentiert die Diagonale’21 Ulrike Ottingers Paris Calligrammes (DE/FR 2019) als Premiere in Graz. Ottinger, die bei der Berlinale 2020 für ihr Lebenswerk ausgezeichnet wurde, wird bei den Screenings in Linz, Wien und Graz persönlich anwesend sein. Die Diagonale, das Festival des österreichischen Films, zeigt das im Vorjahr in Berlin uraufgeführte filmische „Figurengedicht“ (Kalligramm) als Weiterführung ihres historischen Specials Sehnsucht 20/21 – Eine kleine Stadterzählung in der Festivalreihe In Referenz. Im Anschluss an die Kinovorstellung in Graz findet ein ausgedehntes Gespräch mit Ulrike Ottinger statt (Diagonale im Dialog).

Termine Premierentour Paris Calligrammes
Crossing Europe Filmfestival Linz
——— Freitag, 4. Juni 2021
Österreichisches Filmmuseum, Wien
——— Dienstag, 8. Juni 2021
Diagonale – Festival des österreichischen Films, Graz
——— Mittwoch, 9. Juni 2021

Begleitend zur Filmvorführung in Wien spricht Renata Schmidtkunz im Kinosaal mit Ulrike Ottinger (eine Kooperation der Ö1 Sendereihe „Im Gespräch“ und dem Österreichischen Filmmuseum). Auf Ö1 ist das Gespräch am 10. Juni um 21 Uhr sowie am 11. Juni um 16.05 Uhr zu hören.

Paris Calligrammes, Dieu De Guerre, 1967 © Ulrike Ottinger

Ulrike Ottinger, die in den 1960er-Jahren als junge Malerin in Paris gelebt hat, verwebt ihre persönlichen Erinnerungen an die Pariser Boheme und die gravierenden sozialen, politischen und kulturellen Umbrüche der Zeit „zu einem flirrenden Selbstporträt“ (Süddeutsche Zeitung). Wie schon in Prater (Diagonale’08), in dem sie der Faszination und der Kulturgeschichte des Wiener Vergnügungsparks nachgeht, erstellt die Filmemacherin auch in Paris Calligrammes eine „Topographie der Gedanken“ (Frankfurter Allgemeine Zeitung) und erzählt von einem versunkenen Paris, aus dem die Lebensfülle und die Brüchigkeit aller kulturellen und politischen Errungenschaften sprechen.

Beim Festival des österreichischen Films wird Paris Calligrammes in Referenz zu einem gemeinsamen Programm von Diagonale, Filmarchiv Austria, Österreichischem Filmmuseum und ORF-Archiv gezeigt: Das bereits für die Diagonale’20 vorgesehene historische Special Sehnsucht 20/21 – Eine kleine Stadterzählung umkreist die Begriffe Stadt und Sehnsucht.

 

 

GIVE ME LIBERTY!
Zwei Filme, eine Rede – und ein Onlinewerkstattgespräch

Give Me Liberty © Give Me Liberty the Movie/LLC

Aus der Einladung an Alexander Horwath, beim Festakt des Franz-Grabner-Preises zu sprechen, resultierte das Vorhaben einer dreiteiligen „Rede“, die neben der Festrede selbst auch zwei Screenings herausragender Filme enthält. Beide betrachten das Dokumentarische von seinen Rändern her. Im Zusammenhang mit Horwaths Festrede zeigt die Diagonale zwei internationale Arbeiten in der Programmreihe In Referenz: Give Me Liberty (US 2019, Österreichpremiere) von Kirill Mikhanovsky und Hat Wolff von Amerongen Konkursdelikte begangen? (AT/DE 2004) von Gerhard Friedl.

Mit Give Me Liberty ist Kirill Mikhanovsky (Drehbuchautor und Regisseur) und Alice Austen (Drehbuchautorin und Produzentin) eine der wohl berührendsten US-amerikanischen Produktionen der letzten Jahre gelungen. Anknüpfend an die exklusive Österreichpremiere der Independentproduktion, die beim Sundance Film Festival 2019 uraufgeführt wurde, ist ein virtuelles Werkstattgespräch der beiden Filmschaffenden mit Alexander Horwath und Marius Hrdy im KINO VOD CLUB abrufbar. Mit Unterstützung der Embassy of the United States of America.

In Kirill Mikhanovskys anarchischer Komödie Give Me Liberty muss sich der junge Krankenwagenfahrer Vic entscheiden, ob er lieber eine Gruppe alter Russ*innen zu einer Beerdigung bringt oder einer jungen schwarzen Frau mit ALS hilft. Der Regisseur und Drehbuchautor besetzte seinen Film fast komplett mit Laiendarsteller*innen, viele von ihnen fortgeschrittenen Alters und körperlich beeinträchtigt.

Give Me Liberty is a jolt of a movie, at once kinetic and controlled. It’s an anarchic deadpan comedy that evolves into a romance just around the time the story explodes. It has moments of unembellished realism as well as a fictional story line that runs through the bedlam. With its contrasting modes and moods, it pushes and pulls you, rocking you back and forth like one of the van’s swaying passengers, creating an agreeable uncertainty.“
— Manohla Dargis, The New York Times

 

DIE DOHNAL Frauenministerin / Feministin / Visionärin © Plan C Filmproduktion/Derflinger Filmproduktion

Der Franz-Grabner-Preis wurde von Familie Grabner, AAFP, Film Austria, ORF und Diagonale im Andenken an den ORF-Journalisten Franz Grabner (1955–2015) initiiert. Prämiert wird ein im ethischen und moralischen Sinne verantwortungsvoller und glaubwürdiger Umgang der Filmschaffenden mit ihrem Medium. Die Nominierungen für den Franz-Grabner-Preis 2020 blieben aufrecht. Die Preise in den Kategorien Kinodokumentarfilm und Fernsehdokumentarfilm werden am Donnerstag, dem 10. Juni, um 15 Uhr im Hotel Wiesler, Salon Frühling, im Rahmen eines Festaktes verliehen.

Jury Franz-Grabner-Preis
Max Czollek (Autor, Kurator, DE)
Paul Pauwels (Juryvorsitzender, BE)
Marketa Štinglová (Manager of International Content Project Center/ Czeska televise – Tschechisches Fernsehen, CZ)
Mona Willi (Filmeditorin, Regisseurin, AT)

Nominiert in der Kategorie Kinodokumentarfilm sind:
DIESER FILM IST EIN GESCHENK von Anja Salomonowitz (AT 2019)
DIE DOHNAL Frauenministerin / Feministin / Visionärin von Sabine Derflinger (AT 2019)
Erde von Nikolaus Geyrhalter (AT 2019)

Nominiert in der Kategorie Fernsehdokumentarfilm sind:
Peter Turrini – Eine komische Katastrophe von Danielle Proskar (AT 2019)
Sklaven für die Alten? von Ed Moschitz (AT 2019)
Viva la Vulva von Gabi Schweiger (AT 2019)

 

 

Von Jessica Hausner über Maya Deren und
Teiji Ito bis zu Martina Kudláček und Marie Menken

Martina Kudláček © Diagonale/Theresa Wey

2001 gewinnt Jessica Hausner mit ihrem Spielfilm Lovely Rita (AT/DE 2001) den Wiener Filmpreis. Ex aequo wird Martina Kudláček für ihren Dokumentarfilm In the Mirror of Maya Deren (AT/CH/DE 2001) ausgezeichnet. Die beiden Filmemacherinnen verbindet nicht nur der Zufall dieses Moments, sondern auch die Begeisterung für die US-Avantgarde, zuvorderst für Maya Deren. In der Reihe Zur Person: Jessica Hausner zeigt die Diagonale neben Derens gemeinsam mit ihrem Ehepartner Alexander Hammid realisiertem Hauptwerk Meshes of the Afternoon (AT 1943) außerdem Arabesque for Kenneth Anger von Deren-Zeitgenossin Marie Menken (US 1961). Beide Arbeiten greifen genauso wie Hausners jüngster Film Little Joe (AT/DE/UK 2019) auf die unverkennbaren Kompositionen des legendären Musikers Teiji Ito zurück.

Mit Martina Kudláčeks In the Mirror of Maya Deren und Notes on Marie Menken (AT/US 2006) zeigt die Diagonale zwei poetische Filmporträts zweier legendärer Künstlerinnen der US-Avantgarde. Im historischen Special trifft mit Aimless Walk / Alexander Hammid (AT/CZ 1996) ein weiterer Porträtfilm auf Bezúčelná procházka (Aimless Walk – Spaziergang ins Blaue), Hammids ersten, 1930, noch vor dem Exil in Prag, entstandenen filmischen Stadtspaziergang. Dazu als rasantes Intermezzo: Go! Go! Go! von Marie Menken (US 1962–1964).

Weitere Fährten führen über Alexander Hammid zu Jonas Mekas und ins aktuelle Filmprogramm sowie zum von SYNEMA – Gesellschaft für Film und Medien kuratierten Spezialprogramm Displaced Persons – Keine Heimat, nirgendwo!.

 

 

 

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