Diagonale
Diagonale
Diagonale

Rückblick Diagonale’21

Nach mehr als zwei Jahren und Covid-19-bedingter Absage 2020 kehrte das Festival des österreichischen Films vom 8. bis 13. Juni 2021 nach Graz zurück und breitete sich entlang der gesetzlichen Sicherheitsbestimmungen mehr als zuvor über die steirische Landeshauptstadt aus. An neuen Orten und zusätzlichen Spielstätten feierte die sechstägige Diagonale’21 den österreichischen Film und das Kino. Gemeinsam mit zahlreichen Partner*innen wie dem parallel stattfindenden DRAMA|TIK|ER|INNEN|FESTIVAL sowie Mountainfilm Graz setzte das Festival Impulse für den Neustart des lokalen kulturellen Lebens: Öffentlichkeit traf bei der Diagonale’21 auf Gesellschaft und nicht zuletzt Geselligkeit.

Diagonale’21 © Diagonale/Sebastian Reiser

Es würde ein außergewöhnliches Festival werden, betonten die Intendanten Sebastian Höglinger und Peter Schernhuber in ihrer am 8. Juni gehaltenen Eröffnungsrede. Sie sollten recht behalten:

„Nachdem die Vorzeichen nur wenig zuversichtlich stimmten, ist die Freude über das gelungene Festival riesengroß. Mit seinen großen Filmmomenten, rührenden Begegnungen und polarisierenden Filmen, seiner ausgelassenen Stimmung und den emotionalen Achterbahnfahrten bot das Festival Abwechslung im monothematischen Jahr 2021. Die ‚Free-Jazz-Edition‘ der Diagonale – bei der alles minutiös geplant werden musste, um dann doch in Improvisation zu münden – war für uns die bisher herausforderndste und schwierigste. Wir danken allen, die zu ihrem Gelingen beigetragen haben!“
— Sebastian Höglinger und Peter Schernhuber, Festivalleitung

Im Filmwettbewerb, dem Herzstück des Festivals, zeigte die Diagonale’21 108 aktuelle österreichische Spiel-, Dokumentar-, Kurz-, Animations- und Experimentalfilme und vergab Österreichs höchstdotierte Filmpreise, allen voran die Großen Diagonale-Preise des Landes Steiermark für den besten Kinospielfilm und den besten Kinodokumentarfilm des Festivals sowie den Diagonale-Preis Innovatives Kino der Stadt Graz. Außergewöhnlich waren die Wettbewerbsbeiträge in diesem Jahr schon allein deshalb, weil sie nach einem beinahe „monothematischen Jahr“ den Blick (wieder) weiteten. Höchst erfreulich war in diesem Sinne auch, dass ein Großteil der Regisseur*innen persönlich bei den Vorführungen und den begleitenden Filmgesprächen anwesend sein konnte.

Diagonale im Dialog zu Another Coin for the Merry-Go-Round © Diagonale/Sebastian Reiser

Begegnungen mit zentralen Figuren des (heimischen) Filmschaffens ermöglichte wiederum die von der Hauptsponsorin Steiermärkische Sparkasse unterstützte Reihe Diagonale im Dialog – unter anderem waren Verena Altenberger, Katrina Daschner, David Clay Diaz, Jessica Hausner, Voodoo Jürgens (David Öllerer), Martina Kudláček, Leopold Lummerstorfers, Lukas Miko, Ulrike Ottinger und Valerie Pachner für ausgedehnte Gespräche zu Gast. In einem weiteren umfangreichen Filmgespräch in Kooperation mit dem Stadtentwicklungsgebiet Reininghaus Gründe diskutierte Regisseurin Valerie Blankenbyl (THE BUBBLE) mit Claudia Nutz (Raum- und Stadtplanerin, Beratung Eigentümerboard Reininghaus Gründe) und Vera Gallistl (Universität Wien und Karl Landsteiner Universität) über Fragen nach einem Ort des würdevollen Lebensabends in der Stadt der Zukunft. Mehrfach im Festival vertreten war auch Barbara Albert: Gemeinsam mit Koregisseur David Dietl gab sie erste Einblicke in ihre Sky-Serie Paradiso und war im Anschluss bei einer Listening Session zu Gast.

© Diagonale/Johanna Lamprecht

Erstmals wurde das größte temporäre Kino des Landes – die Helmut List Halle – bei der Diagonale’21 an zwei Tagen des Festivals bespielt. Nach der Österreichpremiere von Arman T. Riahis Fuchs im Bau im Zuge des Eröffnungstages am 8. Juni erfuhren die Spielfilme Me, We von David Clay Diaz und SARGNAGEL von Sabine Hiebler und Gerhard Ertl am 9. Juni ihre Uraufführung in der in Schachbrettbelegung bespielten und somit für knapp 600 Personen geöffneten Helmut List Halle. Wie auch die bei den Eröffnungsvorstellungen von Fuchs im Bau fanden die Galapremieren von Me, We und SARGNAGEL in Anwesenheit zahlreicher Gäste wie Stefanie Sargnagel, Verena Altenberger, Lukas Miko und der Regisseur*innen statt.

Aufgrund der gesetzlichen Sperrstunden- und Abstandsregelung eröffnete das Festival des österreichischen Films mit zwei aufeinanderfolgenden Vorstellungen. Das Eröffnungsfest musste Covid-19-bedingt leider entfallen.

Das Festivalzentrum der Diagonale befand sich 2021 in der Herrengasse 26 und wurde in Kooperation mit dem Designmonat Graz bezogen. Neu im Festival waren drei zusätzliche Kinosäle im KIZ RoyalKino (Saal 2) und im Annenhof Kino (Saal 2 und 7). An zwei Tagen gastierte die Diagonale zudem im Grazer Orpheum und präsentierte Sitzkonzerte im Dazwischen von Club und Kino (Club Diagonale). Zentral im Festivalprogramm verankert fanden sich 2021 die Reihe Zur Person, die Jessica Hausner gewidmet war, sowie die historischen Specials Sehnsucht 20/21 – Eine kleine Stadterzählung, Displaced Persons – Keine Heimat, nirgendwo! und Elfriede Jelinek: Zum Geburtstag. Klammern und Verweise zwischen den Programmschienen setzte die Reihe In Referenz, die mit Ulrike Ottinger eine international vielbeachtete Filmschaffende nach Graz brachte. Anknüpfend an den Franz-Grabner-Preis zeigte die Diagonale in der Sektion In Referenz zwei vom Festredner Alexander Horwath ausgewählte Arbeiten und ein von ihm und Marius Hrdy moderiertes virtuelles Werkstattgespräch mit den Filmschaffenden Kirill Mikhanovsky (Drehbuchautor und Regisseur) und Alice Austen (Drehbuchautorin und Produzentin).

Quer durch Graz und quer durchs Programm bewegte sich auch das umfangreiche Begleitprogramm der Diagonale’21 mit Ausstellungen im Feinkost Mild („Aimless Stroll – Analoge Fotografien der Stadt“), im Augarten Art Hotel („Elfriede Jelinek. News from Home 18.8.88“), in der Kunsthalle Graz – Verein für zeitgenössische Kunst („Bernd Oppl. Sensible Oberflächen“), im Grazer Kunstverein („On Bathing Culture“ von Anna Paul) sowie im Kunsthaus Graz („Jennifer Mattes. Bars von Atlantis“).

Unter dem Label Canale Diagonale stellte das Festival des österreichischen Films den Kinovorstellungen in Graz 2021 ein umfangreiches Digitalangebot mit kuratierten Kollektionen (Flimmit, KINO VOD CLUB und DAFilms), einmaligen Onlinepremieren (FM4 und Ö1) sowie punktuellen Liveübertragungen der Branchen- und Publikumsdiskussionen (Diagonale Film Meeting und Let’s talk about scripts!) zur Seite. Erstmals wurden die Preisträger*innen im Rahmen einer vor Ort aufgezeichneten Revue bekanntgemacht: Die Große Diagonale-Preisrevue war am 13. Juni auf den Websites von FM4 und der Kleinen Zeitung sowie zeitversetzt auf ORF III auf Sendung zu sehen. Begleitet von Musiker*innen wie Mira Lu Kovacs, Voodoo Jürgens oder Land of Ooo führten die Moderator*innen Marlene Hauser und Lukas Watzl durch die von einem Team rund um Regisseur Sebastian Brauneis gestaltete Show.

Insgesamt wurden im Rahmen der Diagonale Preise im Wert von mehr als € 180.000 an Filmschaffende vergeben. Alle Preisträger*innen erhielten außerdem ein Kunstwerk, entworfen und umgesetzt von der Künstlerin Anna Paul. Somit verlieh die Diagonale auch 2021 Österreichs höchstdotierte Filmpreise – allen voran die mit je € 19.000 dotierten Großen Diagonale-Preise des Landes Steiermark für den besten Kinospielfilm und den besten Kinodokumentarfilm des Festivals sowie den Diagonale-Preis Innovatives Kino der Stadt Graz.

Rainer Frimmel und Tizza Covi © Diagonale/Sebastian Reiser

Neben den Hauptpreisen vergaben hochkarätig besetzte internationale Jurys zudem die von der VdFS – Verwertungsgesellschaft der Filmschaffenden gestifteten Auszeichnungen für herausragende Leistungen in den Bereichen Schauspiel, Bildgestaltung, Schnitt, Szenen- und Kostümbild sowie Sounddesign. Zum zweiten Mal wurde am Samstagabend zudem der Kodak Analog-Filmpreis vergeben. Er ging an Tizza Covi und Rainer Frimmel für Aufzeichnungen aus der Unterwelt. Der Publikumspreis der Kleinen Zeitung ging am Sonntagabend an Fabian Eder für Der schönste Tag.

Ausgezeichnet als bester österreichischer Spielfilm der Diagonale’21 wurde Hochwald von Evi Romen. Das Spielfilmdebüt der Editorin und Drehbuchautorin beschreibt die schmerzhaften Berg- und Talfahrten eines jungen Mannes auf Sinnsuche. Für die 1967 geborene Evi Romen war es nach dem Diagonale-Preis für die beste künstlerische Montage 2011 für Mein bester Feind von Wolfgang Murnberger bereits die zweite Auszeichnung beim Festival des österreichischen Films – die erste als Regisseurin. Der Große Diagonale-Preis Dokumentarfilm ging an Tizza Covis und Rainer Frimmels Aufzeichnungen aus der Unterwelt. Nach 2006, 2010 und 2013 war es bereits die vierte Auszeichnung für Tizza Covi und Rainer Frimmel in einer Hauptkategorie der Diagonale. Mit The Golden Pixel Cooperative (für Half of the Sky) wurde der Diagonale-Preis Innovatives Kino der Stadt Graz 2021 an ein Kollektiv vergeben. Die Jury würdigte damit „gleichzeitig die Tatsache, dass Mitglieder dieses Zusammenschlusses von Künstlerinnen und Aktivistinnen auf diesem Festival auch als einzelne Regisseurinnen mit starken Arbeiten in Erscheinung getreten sind.“

Die Diagonale-Schauspielpreise für einen bemerkenswerten Auftritt in einem Wettbewerbsfilm der Diagonale’21 in Kooperation mit der VdFS gingen an Hilde Dalik in SARGNAGEL sowie an Lukas Miko in Me, We.

Christine Ostermayer © Diagonale/Johanna Lamprecht

Bereits bei der Eröffnung wurde Christine Ostermayer mit dem diesjährigen Großen Diagonale-Schauspielpreis in Form eines Kunstwerks der Künstlerin Verena Dengler für ihre Verdienste um die österreichische Filmkultur gewürdigt. Nach Absage der Diagonale’20 wurde auch die Laudatio für Ursula Strauss (Großer Diagonale-Schauspielpreis 2020) im Rahmen der ersten von zwei Eröffnungsvorstellungen am 8. Juni gehalten.

Zum vierten Mal wurde im Rahmen der Diagonale der Franz-Grabner-Preis in den Kategorien Kino- und Fernsehdokumentarfilm vergeben. Die Auszeichnung in der Kategorie Fernsehdokumentarfilm erhielt Gabi Schweiger für Viva la Vulva. Als bester Kinodokumentarfilm setzte sich DIESER FILM IST EIN GESCHENK von Anja Salomonowitz durch.

Weiters wurden in Graz die Carl-Mayer- und Thomas Pluch Drehbuchpreise verliehen. Mit einem Gesamtwert von € 44.500 zählen die Drehbuchpreise zu den wichtigsten filmischen Auszeichnungen des Landes.

 

Das Programmheft mit allen Informationen zur Diagonale’21 und dem gesamten Spielplan steht nach wie vor zum Download bereit. Hier können Sie den im Czernin Verlag erschienen Katalog der Diagonale’21 erwerben.

Fotos von der Diagonale’21 sind in den Facebook-Galerien des Festivals zu finden.

Die Broschüre Diagonale Film Meeting 2021 “Die neue Normalität” – Ein Blick in die Zukunft findet sich hier.

 

 

 

Consent Management Platform von Real Cookie Banner