Diagonale
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Rückblick Diagonale’22

Das Festival des österreichischen Films fand vom 5. bis 10. April 2022 und dabei zum 25. Mal in Graz statt. Mit rund 29.000 Besucher*innen zieht die Diagonale positive Bilanz und freut sich zudem, die Zertifizierung mit dem Österreichischen Umweltzeichen für Green Events bekanntgeben zu dürfen.

„Die 25. Ausgabe der Diagonale in Graz war eine emotionale Hochschaubahnfahrt in einem eigenartigen Luna Park. Standen die Vorbereitungen anfänglich im Zeichen von Zuversicht und Aufbruchsstimmung, schrieben sich dem Festival im Zusammenhang mit der anhaltenden Pandemie immer stärkere Ungewissheiten ein. Umso größer wiegt die Freude über den großen Publikumszuspruch, volle Kinosäle und die Möglichkeit des breitgefächerten Austauschs. Unter dem Eindruck des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine, ökologischer Herausforderungen und nicht zuletzt der bereits erwähnten Covid-19-Pandemie erschien es uns zentral, die Autonomie der Filme der Diagonale zu betonen und zu verdeutlichen, dass eine Kulturveranstaltung wie die Diagonale gerade in Zeiten wie diesen nie im luftleeren Raum stattfindet – und damit stets politisch ist. Als ein Ort, um auf andere Gedanken zu kommen, andere Gedanken im Sinne von Zerstreuung und andere Gedanken im Sinne von Erkenntnis. Dieser Anspruch konnte eingelöst werden. Wir danken allen, die vor, hinter und auf der Leinwand zum Gelingen des heurigen Filmfestivals beigetragen und die 25. Grazer Ausgabe des Festivals des österreichischen Films so zahlreich besucht haben! Um es mit Daft Punk zu sagen, heißt es für uns vom 21. bis 26. März 2023 dann: One more time …
——— Sebastian Höglinger und Peter Schernhuber, Festivalleitung

© Diagonale/Sebastian Reiser

Eröffnet wurde die Diagonale’22 am Dienstag, dem 5. April, in der Helmut List Halle mit der Österreichpremiere von Kurdwin Ayubs SONNE. Anwesend waren außer Protagonist*innen des Eröffnungsfilms auch zahlreiche Gäste aus Politik, Wirtschaft und öffentlichem Leben wie Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer, die der Diagonale bei dieser Gelegenheit auch im Namen von Vizekanzler und Kulturminister Werner Kogler zur kürzlichen Zertifizierung der Festivaleröffnung mit dem Österreichischen Umweltzeichen gratulierte.

„Die Diagonale hat durch ihre intensive Auseinandersetzung mit ökologischer Nachhaltigkeit, die Schaffung passender Rahmenbedingungen und vor allem durch viele nachhaltige Initiativen und große Vernetzungsarbeit Kinos motiviert und mit ins grüne Boot geholt. Es ist auch der Diagonale mitzuverdanken, dass wir alsbald die Kriterien für ein Österreichischen Umweltzeichen für Kinos präsentieren werden können.“
——— Andrea Mayer, Kunst- und Kulturstaatssekretärin

„Mit dem Österreichischen Umweltzeichen für Green Meetings und Green Events für das Filmfestival Diagonale erhält eine Vorzeigeveranstalterin für Nachhaltigkeit im Kulturbereich nun diese wertschätzende Auszeichnung. Die Diagonale hat in den letzten Jahren das Thema nachhaltige Veranstaltungsorganisation maßgeblich in der österreichischen Filmbranche verankert.“
——— Werner Kogler, Vizekanzler und Kulturminister

© Diagonale/Sebastian Reiser

Im Filmwettbewerb, dem Herzstück des Festivals, zeigte die Diagonale’22 insgesamt 113 aktuelle österreichische Spiel-, Dokumentar-, Kurz-, Animations- und Experimentalfilme und vergab Österreichs höchstdotierte Filmpreise, allen voran die Großen Diagonale-Preise des Landes Steiermark für den besten Kinospielfilm und den besten Kinodokumentarfilm des Festivals sowie den Diagonale-Preis Innovatives Kino der Stadt Graz. Der Wettbewerb der Diagonale’22 gestaltete sich als Gesellschafts- und Sehnsuchtserkundung, die dazu einlud, in einer komplexer werdenden Gegenwart auf andere Gedanken zu kommen – Erkenntnisse zu gewinnen und Zerstreuung zu finden. Höchst erfreulich war in diesem Sinne auch, dass ein Großteil der Regisseur*innen persönlich bei den Vorführungen und den begleitenden Filmgesprächen anwesend sein konnte – ein starker Impuls für die Stadthotellerie und die Tourismusregion Graz, der letztlich auch zur internationalen Berichterstattung und der überregionalen Wahrnehmung der Jubiläumsausgabe beitrug.

Begegnungen mit zentralen Figuren des (heimischen) Filmschaffens ermöglicht seit 2017 die von der Hauptsponsorin Steiermärkische Sparkasse unterstützte Reihe Diagonale im Dialog – 2022 waren etwa Tizza Covi, Rainer Frimmel, Bert Rebhandl, Sebastian Meise, Thomas Reider, Constantin Wulff, Dieter Pichler, Birgit Kohler, Sabine Derflinger, Daniella Shreir, Walter Köhler, Michael Frenschkowski und Valerie Huber für ausgedehnte Gespräche zu Gast. Bei der Diagonale’22 ebenfalls zugegen waren Dramatiker Felix Mitterer, Verena Altenberger und Johannes Krisch (Märzengrund), Hilde Dalik und Michael Ostrowski (Der Onkel/The Hawk) sowie Philipp Hochmair (Der Glanz des Tages). Die Galapremiere von Ulrich Seidls RIMINI (Großer Diagonale-Preis 2022) fand am Mittwoch, dem 6. April, in Anwesenheit von Ulrich Seidl, Veronika Franz, Michael Thomas, Claudia Martini, Inge Maux, Tessa Göttlicher, Fritz Ostermayer und Herwig Zamernik in der ausverkauften Helmut List Halle statt. Traditionell reisten Vertreter*innen von fast allen Wettbewerbsfilmen zur Diagonale nach Graz, um so den vertiefenden, moderierten und für ein Filmfestival so zentralen Austausch mit ihrem Publikum zu ermöglichen.

© Diagonale/Sebastian Reiser

Wie bereits 2021 fand die Verleihung von Österreichs höchstdotierten Filmpreisen, allen voran die Großen Diagonale-Preise des Landes Steiermark für den besten Spielfilm (RIMINI von Ulrich Seidl) und den besten Dokumentarfilm (Alice Schwarzer von Sabine Derflinger) des Festivals sowie der Diagonale-Preis Innovatives Kino der Stadt Graz (CEREAL / Soy Claudia, soy Esther y soy Teresa. Soy Ingrid, soy Fabiola y soy Valeria. von Anna Spanlang), zum Abschluss des sechstägigen Festivals am Sonntag – diesmal wieder als Präsenzveranstaltung im Orpheum Graz – statt. Alle Preise finden Sie unterhalb und hier.

Beibehalten wurde 2022 der 2021 überarbeitete Spielplan, der durch vereinheitlichte Beginnzeiten den Besuch von bis zu fünf Filmvorführungen pro Tag und in unterschiedlichen Kinos ermöglichte. Im gesamten Kinobereich sowie bei sämtlichen Diskursveranstaltungen der Diagonale’22 galt eine FFP2-Maskenpflicht. Davon ausgenommen waren die Konzerte und Partys des Club Diagonale im p.p.c. im Begleitprogramm des Festivals sowie die Nachtgastronomie: Bei diesem über das Kinoprogramm hinausreichenden Angebot orientierte sich das Festival des österreichischen Films an der zum Zeitpunkt des Festivals geltenden gesetzlichen Lage in der Steiermark: Zur Anwendung kam die Eintrittsregel 3-G.

Tickets mit Sitzplatzzuweisung konnten außer im angestammten Festivalzentrum im Kunsthaus Graz 2022 auch über eine neue Verkaufsstelle – Container beim Schubertkino – bezogen werden.

Erstmals präsentierte die Diagonale zudem ein Filmprogramm speziell für Kinder am Festivalwochenende: das Diagonale-Kinderkino mit der lang erwarteten Christine-Nöstlinger-Verfilmung GESCHICHTEN VOM FRANZ sowie dem magischen Animationsfilm Peterchens Mondfahrt.

Onlineangebote
Unter dem Label Canale Diagonale stellte das Festival des österreichischen Films den Kinovorstellungen in Graz auch 2022 ein umfangreiches Digitalangebot zur Seite. Rund um die Festivalwoche boten die heimischen Streamingportale Flimmit, KINO VOD CLUB und WatchAUT kuratierte Kollektionen mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Ergänzt wurde das Digitalangebot um eine international verfügbare Selektion zu Tizza Covi und Rainer Frimmel auf DAFilms.

Artist Talk mit Tizza Covi und Rainer Frimmel bei Camera Austria © Diagonale/Sebastian Reiser

Ausstellungen und Specials
Eng mit dem Kinoprogramm verzahnt waren die Ausstellungen, die zum Zeitpunkt des Festivals bei Camera Austria (Tizza Covi und Rainer Frimmel), im Kunsthaus Graz (The Golden Pixel Cooperative), im Museum für Geschichte („Film und Kino in der Steiermark“), in der Kunsthalle Graz (Veronika Eberhart) sowie ergänzend auch im Grazer Kunstverein zu erleben waren. Quer durch Graz luden sie dazu ein, tiefer in das Programm der Diagonale’22 einzutauchen.

Zentral im Festivalprogramm verankert fanden sich 2022 die Reihe Zur Person sowie die historischen Specials RAUSCH und COME AND SHOOT IN THALIWOOD. Das Filmprogramm von Zur Person widmete sich dem international preisgekrönten Duo Tizza Covi und Rainer Frimmel. In Koproduktion mit der Diagonale’22 zeigte Camera Austria eine umfangreiche Fotoausstellung zu Covi und Frimmel.

© Diagonale/Harald Wawrzyniak

Wie das Kino den Rausch denkt, inszeniert, verhandelt und thematisiert, untersuchte indes die Filmreihe RAUSCH. Das gemeinsame Special von Diagonale, Filmarchiv Austria, Österreichischem Filmmuseum und ORF-Archiv führte von Michael Glawogger über Kurt Kren bis hin zu Mara Mattuschka, Ulrich Seidl und Sabine Derflinger.

Mit dem Filmprogramm COME AND SHOOT IN THALIWOOD wiederum verlängerte das Festival des österreichischen Films die Ausstellung „Film und Kino in der Steiermark“, die bis 8. Jänner 2023 im Museum für Geschichte zu sehen ist, auf ihre Leinwände: Das von SYNEMA – Gesellschaft für Film und Medien verantwortete Special versammelte drei Filme aus der Grazer Traumfabrik Thaliwood, jener „Filmstadt“ auf dem Gelände des Flughafens Thalerhof, mit der die Alpenfilm-Austria-Gesellschaft in der britisch besetzten Steiermark einst ein prosperierendes Studio initiierte, in dem von 1947 bis 1953 immerhin 17 Filme gedreht wurden.

Mit der Reihe In Referenz verschränkt, vermittelt und erweitert die Diagonale Schwerpunkte rund um ihr Festivalprogramm. In Referenz zu ihrem Filmwettbewerb zeigte die Diagonale’22 Frühwerke von Friederike Pezold und Kurdwin Ayub: Jeweils zwei Filme ergänzten die aktuellen Arbeiten Revolution der Augen von Friederike Pezold und SONNE von Kurdwin Ayub und boten somit die Gelegenheit, zwei außergewöhnliche Positionen im heimischen Filmschaffen kennenzulernen oder wiederzuentdecken. Zum achtzigsten Geburtstag des vielfach preisgekrönten Regisseurs und Drehbuchautors Michael Haneke präsentierte das Format außerdem den Psychothriller Funny Games in österreichischer und – praktisch baugleicher – amerikanischer Version.

© Diagonale/Silvia Hödl

Filmpreise
Insgesamt wurden im Rahmen der Diagonale Preise im Wert von rund € 185.000 an Filmschaffende vergeben. Bei der festlichen Preisverleihung am 10. April wurden im Orpheum Graz 17 Filmpreise vergeben, darunter die mit je € 19.000 dotierten Großen Diagonale-Preise des Landes Steiermark für den besten Kinospielfilm und den besten Kinodokumentarfilm des Festivals sowie der Diagonale-Preis Innovatives Kino der Stadt Graz.

Neben den Hauptpreisen vergaben hochkarätig besetzte internationale Jurys außerdem die von der VdFS – Verwertungsgesellschaft der Filmschaffenden gestifteten Auszeichnungen für herausragende Leistungen in den Bereichen Schauspiel, Bildgestaltung, Schnitt, Szenen- und Kostümbild sowie Sounddesign. Außergewöhnliche Produktionsleistungen wurden von der VAM – Verwertungsgesellschaft für Audiovisuelle Medien gewürdigt. Zum dritten Mal wurde am Donnerstagabend zudem der Kodak Analog-Filmpreis – an Lilith Kraxner und Milena Czernovsky für BEATRIX – vergeben.

Diagonale’22-Preisverleihung © Diagonale/Sebastian Reiser

Ausgezeichnet als bester österreichischer Spielfilm wurde Ulrich Seidls „Opus magnum“ RIMINI. Die Auszeichnung war die erste für Ulrich Seidl als Regisseur beim Festival des österreichischen Films. Den Großen Diagonale-Preis Dokumentarfilm gewann Sabine Derflinger für Alice Schwarzer. Nach 2020 war es bereits die zweite Auszeichnung für die Regisseurin in einer Hauptkategorie der Diagonale: Wie schon in DIE DOHNAL Frauenministerin / Feministin / Visionärin widmet sich Derflinger in Alice Schwarzer einer außergewöhnlichen Frau und verschränkt die Ebenen von Vergangenheit und Gegenwart. Der Diagonale-Preis Innovatives Kino der Stadt Graz ging an CEREAL / Soy Claudia, soy Esther y soy Teresa. Soy Ingrid, soy Fabiola y soy Valeria. von Anna Spanlang, in dem sich gesammelte Momentaufnahmen aus dem Handyarchiv zu einem flirrenden Freundschaftsporträt verdichten. Die Diagonale-Schauspielpreise in Kooperation mit der VdFS gingen an die „bereits jetzt unverwechselbare“ Julia Windischbauer in PARA:DIES sowie an Georg Friedrich – „eines der wichtigsten und prägnantesten Gesichter des österreichischen Films“ – für seine „unfassbar vielschichtige, elegante und unberechenbare Darstellung“ in GROSSE FREIHEIT.

Der Publikumspreis der Kleinen Zeitung wurde am Sonntagnachmittag im Schubertkino verliehen: Als beliebtester Film der Diagonale’22 wurde Andrina Mračnikars essayistischer Dokumentarfilm Verschwinden / Izginjanje ausgezeichnet. Bereits bei der Eröffnung wurde Branko Samarovski mit dem Großen Diagonale-Schauspielpreis in Form eines Kunstobjektes des Grazers Constantin Luser für seine Verdienste um die österreichische Filmkultur gewürdigt.

Zum fünften Mal wurde im Rahmen der Diagonale der Franz-Grabner-Preis in den Kategorien Kino- und Fernsehdokumentarfilm vergeben. Die Auszeichnung in der Kategorie Fernsehdokumentarfilm erhielt Erich Fried – Dichter im Porzellanladen von Danielle Proskar. Als bester Kinodokumentarfilm setzte sich Weiyena – Ein Heimatfilm von Weina Zhao und Judith Benedikt durch.

Außerdem wurden in Graz die Carl-Mayer- und Thomas Pluch Drehbuchpreise verliehen. Mit einem Gesamtwert von € 44.500 zählen die Carl-Mayer- und die Thomas Pluch Drehbuchpreise zu den wichtigsten filmischen Auszeichnungen des Landes.

Hier finden Sie ein Dossier mit allen Preisen und Preisträger*innen der Diagonale’22 zum Download.

 

Film- und Kulturpolitik
Kurzfristig einberufen wurde am Samstag, dem 9. April, zudem das Pressegespräch „Good News! Fortsetzung folgt?“, in dem der Fachverband der Film- und Musikwirtschaft (FAMA) auf den akut drohenden Produktionsstopp zahlreicher Filme aufgrund der erschöpften Fördermittel von Filmstandort Austria (FISA) hinwies. Bereits am Dienstag gastierte das Europa Cinemas Audience Development and Innovation Day Lab bei der Diagonale, am Mittwoch und Donnerstag fanden im Rahmen des Film Meetings zahlreiche Branchengespräche und Thinktanks statt: Die Programmbroschüre zum Diagonale Film Meeting 2022 „Coming soon! Ein Branchenforum für Veränderungen und Ideen“ findet sich hier.

Festivalkatalog im Czernin Verlag
Das Programmheft mit allen Informationen zur Diagonale’22 und dem gesamten Spielplan steht nach wie vor hier zum Download bereit. Hier können Sie den im Czernin Verlag erschienen Katalog der Diagonale’22 erwerben.

Fotos von der Diagonale’22 sind in den Facebook-Galerien des Festivals zu finden.

 

 

 

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