Inter-View
Spielfilm, AT 1999, Film 35mm, 48 min, OmeUSammelprogramm: Zur Person Jessica Hausner: Kurzfilme
Das Programm vereint einige frühe Arbeiten wie Jessica Hausners bisher nie gezeigten Kurzfilm Ich möchte sein manchmal ein Schmetterling (1993) und ihre Filmakademie-Abschlussarbeit Inter-View (1999) und macht mit drei Musikvideos der Band Attwenger klar, dass Musik in Hausners Filmen äußerst präzis eingesetzt wird. Hausners erste Premiere in Cannes 1999 stellte die Weichen für ihre internationale Karriere, im selben Jahr gründete sie mit Barbara Albert, Antonin Svoboda und Martin Gschlacht die Produktionsfirma coop99.
Mit ihrer
45-minütigen Filmakademie-Abschlussarbeit Inter-View, die auf semidokumentarische Weise das Porträt
eines jungen Mannes (Händl Klaus) zeichnet, der unter
dem Vorwand, Interviews über den Sinn des Lebens
zu führen, Kontakt zu seinen Gesprächspartner/innen
sucht, wurde Jessica Hausner 1999 in die Cannes-Nachwuchsschiene „Cinéfondation“ eingeladen und erhielt den
Spezialpreis der Jury. Dort lernte sie Philippe Bober
kennen, der seither mit seiner Firma Coproduction
Office den Weltvertrieb von Hausners Filmen macht
und auch ihr Koproduzent ist. Ihm ist wesentlich zu
verdanken, dass die Filme der Österreicherin international gezeigt wurden. Im selben Jahr gründete Hausner gemeinsam mit Barbara Albert, Antonin Svoboda
und Martin Gschlacht die Produktionsfirma coop99.
(Katalogtext, ast)
Auch Jessica Hauser befasst sich mit dem
Leben der Kids in Wien: Ihre mittellange Arbeit Inter-View, zwischen Semidokumentarismus und Fiktion
streng komponiert, zeichnet davon ein dunkleres, stilisiertes Bild. Ein junger Mann mit Anschlussschwierigkeiten braucht einen Vorwand, um sich den Menschen
zu nähern: Er bittet, mit Mikrofon und Aufnahmegerät,
Passanten, über Arbeit, Hoffnung, Glück zu sprechen.
Seine Verstörung im zwischenmenschlichen Umgang
nimmt zu und mündet in einen (beiläufig präsentierten) Akt der Gewalt. Inter-View ist ein erstaunlich
reifer Film, getragen von radikaler schauspielerischer
Zurücknahme: Zwar erinnert er in manchen pessimistischen Verkürzungen an Michael Hanekes Schaffen,
das Hausner auf ganz eigentümliche Weise mit der
lakonischen Anteilnahme, der stillen Melancholie
eines Aki Kaurismäki mischt; in dieser Ambivalenz
bleibt Inter-View in Erinnerung.
(Stefan Grissemann)
Buch: Jessica Hausner
Darsteller:innen: Händl Klaus, Milena Oberndorfer, Birgit Doll, Nica Steinbauer, Andreas Zacharasiewicz
Kamera: Martin Gschlacht
Schnitt: Karin Hartusch
Originalton: Dieter Draxler
Produzent:innen: Jessica Hausner