Diagonale
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Des drehbuchVERBAND Austria in Kooperation mit der Diagonale

Gestiftet vom Bundesministerium Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport

Die Carl-Mayer- und die Thomas Pluch Drehbuchpreise wurden am Freitag, dem 11. Juni um 11 Uhr im Hotel Wiesler im Rahmen eines Festakts in Kooperation mit dem Kulturressort der Stadt Graz und dem drehbuchVERBAND Austria verliehen.

Thomas Pluch Drehbuchpreise 2021

Thomas Pluch Drehbuchpreise 2021, Ulrike Kofler und Sandra Bohle © Diagonale/Sebastian Reiser

Thomas Pluch Hauptpreis:
Was wir wollten – Drehbuch von Ulrike Kofler, Sandra Bohle und Marie Kreutzer

€ 12.000

für das beste Drehbuch eines abendfüllenden Kinospielfilms oder eines abendfüllenden Fernsehfilms

Jurybegründung:
„Der unerfüllte Wunsch nach einem Kind stellt die Beziehung eines jungen Paares, das sich seine Zukunft buchstäblich – sprich in Form eines neuen Hauses – aufzubauen beginnt, auf eine schwere Probe. Eine Urlaubsreise soll Trost bringen – und führt sowohl zur Konfrontation mit einer verpassten Chance als auch mit einer Familie, die das zu haben scheint, wovon Alice und Niklas nur träumen können. Ein Schein, der trügt. Die Autorinnen Ulrike Kofler, Sandra Bohle und Marie Kreutzer erzählen die Geschichte vom Kampf um Liebe und Respekt in einer stilistischen Klarheit und beobachtenden Genauigkeit, die nicht nur in der Zeichnung von Figuren und Emotionen überzeugt, sondern schon bei der Lektüre des Drehbuches einen berührenden Film im Geist der Leser*innen entstehen lässt. Es ist die vom Text erwiderte Liebe zum Detail, die Sicherheit in der Dialogführung und Fähigkeit, große Gefühle und Bewegungen in kleinen Situationen entstehen zu lassen, die die Souveränität und Identität dieses besonderen Drehbuches ausmachen. Der Thomas Pluch Hauptpreis geht an Was wir wollten (vormals ‚Der Lauf der Dinge‘) von Ulrike Kofler, Sandra Bohle und Marie Kreutzer.“

 

Thomas Pluch Drehbuchpreise 2021 © Diagonale/Sebastian Reiser

Thomas Pluch Spezialpreis der Jury:
Ex aequo an
Fuchs im Bau
– Drehbuch von Arman T. Riahi
Waidmannsdank
– Drehbuch von Pia Hierzegger

€ 7.000, ex aequo zu € 3.500

für ein Drehbuch eines abendfüllenden Kinospielfilms oder eines abendfüllenden Fernsehfilms mit besonders herausragend behandelten Aspekten

Jurybegründung zu Fuchs im Bau:
„Durch die Begegnung eines psychisch lädierten, aber pädagogisch motivierten Mittelschullehrers mit einer jenseits aller Konventionen und Regeln arbeitenden Gefängnislehrerin wird die Schule einer ganz normalen, also dysfunktionalen Haftanstalt zum Hoffnungsort. Drehbuchautor Arman T. Riahi hat die wahren Erfahrungen des ehemaligen Wiener Gefängnislehrers Wolfgang Riebniger in eine spannende Geschichte gegossen, die einer wesentlichen Frage des gesellschaftlichen Umgangs mit der menschlichen Natur nachgeht: Wie kann der von der Praxis des Strafvollzugs durch Isolation, Bestrafungen und Psychoterror ständig ad absurdum geführte Anspruch auf Resozialisierung für diejenigen erfüllt werden, die zumindest eine erste Chance auf einen gesellschaftlichen Neuanfang verdient haben – die jungen Straftäter*innen? Riahi findet und erfindet als Antwort auf diese Frage originelle, berührende, schockierende und tröstliche Situationen, Szenen und natürlich Figuren, durch die die oben beschriebene Hoffnung nicht nur nicht zuletzt stirbt, sondern tatsächlich überlebt. Der Thomas Pluch Spezialpreis der Jury geht an Arman T. Riahi für Fuchs im Bau.“

Jurybegründung zu Waidmannsdank:
„Das Drehbuch zu einer Folge eines etablierten Fernsehformates kann für jede Autorin ein willkommener Auftrag sein, eine weitere Chance zur Vervollkommnung einer Routine. Oder man nimmt es als Herausforderung zur offensiven Bewältigung inhaltlicher, formaler und kreativer Grenzerfahrungen im doppelten Sinne des Wortes. Heißt: Man testet Grenzen der eigenen Fantasie an den Grenzen eines Formates aus. Genau das hat Pia Hierzegger mit Waidmannsdank, ihrem Beitrag zur öffentlich-rechtlichen Landkrimi-Reihe, getan. Die Geschichte einer Reihe von originellen Todesfällen von Mensch und Tier in einer kleinen Kärntner Gemeinde bringt die Klagenfurter Kriminalistin Ilse Acham mit ihrer ruralen Kollegin Martina Schober zusammen, um ein Dorf als das zu erkunden, was es immanent immer ist: ein Mikrokosmos für kriminelle Energie und zwischenmenschliche Katastrophen. Dabei bewegt sich die Autorin auf dem festen Gerüst des klassischen Krimis mit ihren Figuren und Ideen so souverän und wagemutig wie eine Seiltänzerin ohne Netz und doppelten Boden. Man mag sich gerne vorstellen, was da ohne die üblichen Grenzkontrollen noch möglich gewesen wäre. Der Thomas Pluch Spezialpreis der Jury geht an Pia Hierzegger für Waidmannsdank.“

 

Thomas Pluch Drehbuchpreise 2021 © Diagonale/Sebastian Reiser

Thomas Pluch Preis für kurze oder mittellange Kinospielfilme:
Ex aequo an
Fidibus – Drehbuch von Klara von Veegh

Life on the Horn – Drehbuch von Mo Harawe

€ 3.000, ex aequo zu € 1.500

für das beste Drehbuch eines Kinospielfilms mit einer Mindestlänge von 15 bis maximal 70 Minuten

Jurybegründung zu Fidibus:
„Eine Mutter ist mit ihrem kleinen Sohn auf der Flucht. Franziska ist eine liebevolle Mutter. Sie versucht, ihr Kind in Sicherheit zu bringen, es zu wärmen und bei Laune zu halten. Franziska erschafft Geborgenheit an den unwirtlichsten Orten. Zwei Körper in schmerzhaft zärtlichen Momenten, zwischen einem Davor und einem Danach. Eine Mutter will ihren Sohn beschützen. Um jeden Preis. Hat sie deshalb sogar getötet? In dem von uns prämierten Film wird das Entsetzliche ausgespart und doch wirft es seinen Schatten auf jedes Bild. Gewalt und Zärtlichkeit verstärken und bedingen einander. In diesem Drehbuch passiert die Sinnlichkeit unmittelbar, die Erzählung wirkt aus dem Off. Dieses Buch kann etwas erzählen, ohne davon zu erzählen. Für diese künstlerische und handwerkliche Leistung möchten wir Fidibus von Klara von Veegh mit dem Thomas Pluch Preis für kurze und mittellange Filme prämieren.“

Jurybegründung zu Life on the Horn:
„Ein verrosteter Giftmüllcontainer an der somalischen Küste. Ein Sohn, der versucht, für seinen sterbenden Vater zu sorgen, während sich die Menschen rundherum auf die Flucht begeben. Eine Baustelle mit einem einzigen Mann, der geblieben ist, um das Haus fertig zu bauen. Und der Vater, der nicht gehen will, weil er nur zu Hause sterben möchte. In wenigen Andeutungen und epischer Ruhe erzählt Life on the Horn von einer humanitären Katastrophe. Mit schlichten, atmosphärischen Bildern und beinahe ohne Worte zeigt uns der Film die soziale Schieflage, in die unsere Welt gebracht wurde und in die wir sie tagtäglich immer weiter hineintreiben. Seine Figuren sind dabei ungebrochen und dennoch voller Melancholie. Sie akzeptieren, jede auf ihre Weise, das Schicksal, das ihnen vorgegeben wird. Mit nur einer handvoll Szenen schafft dieses Buch das, was jede Erzählung anstrebt und dennoch selten gelingt: Verdichtung hin zum Wesentlichen. Wir gratulieren Mo Harawe zu diesem unglaublich berührenden, erschütternden und wertvollen Drehbuch und prämieren Life on the Horn mit dem Thomas Pluch Preis für kurze oder mittellange Kinospielfilme.“

 

Jury Thomas Pluch Hauptpreis und Thomas Pluch Spezialpreis der Jury: Bettina Böhler (Editorin, Regisseurin, DE), Alfred Holighaus (Autor, Dramaturg, Produzent, DE) und Agnes Pluch (Drehbuchautorin, AT)

Jury Thomas Pluch Preis für kurze oder mittellange Kinospielfilme: Hilde Berger (Drehbuchautorin, Dramaturgin, Schriftstellerin, Schauspielerin, AT), Sebastian Meise (Drehbuchautor, Regisseur, AT) und Bernadette Weigel (Drehbuchautorin, Regisseurin, Dramaturgin, Kamerafrau, AT)

Die nationale Jury nominiert aus allen Einreichungen fünf Drehbücher, aus denen die internationale Jury den Hauptpreis und den Spezialpreis vergibt. Der Kurzfilmpreis wird von der nationalen Jury ausgewählt.

 

 

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