Vielen Dank für die Einladung zu den Diagonale Webnotizen zum Themenkomplex „Politischer Dokumentarfilm“.
Der Filmtheoretiker Bill Nichols hat einmal gesagt, eine Hauptfunktion des Dokumentarfilms sei es, die Macht zu haben, die Welt zu verändern.
Es gab bis jetzt wichtige Filme über die Finanzkrise, zu Nahrungsmittelskandalen oder zur Frage der Menschenrechte, wie Let’s make Money, War on Terror, Unser täglich Brot, Kurz davor ist es passiert oder Darwins Nightmare, um nur einige zu nennen.
Viele davon habe ich im Rahmen der Diagonale in Graz gesehen und sie haben meine Sicht auf gewisse Themen durchaus verändert. Es war jedes Mal ein aufrüttelndes Erlebnis. Vielleicht auch gerade durch den Kontrast zwischen sonnigen, herzerwärmenden Frühlingstagen und ernster Auseinandersetzung mit den schockierenden, schmutzigen Abgründen unserer westlichen Gesellschaft.
Politische Dokus, ob essayistisch, experimentierfreudig oder im konventionelleren Stil sind daher ein wichtiges Korrektiv zu schnell aufbereiteten Nachrichten, die in den meisten Fällen nur die Meinung ihrer Sendeanstalten bzw. Geldgeber stark vereinfacht und tendenziös wiedergeben.
Diese kreieren meist klare Feindbilder, leugnen und verdrehen oftmals Fakten, wie es ihnen beliebt.
Leider sind viele Medien nicht an fundiertem, kritisch investigativem Journalismus interessiert, sondern kupfern nur noch das ab, was die Presseagenturen zusammengebastelt haben. Das kommt deutlich billiger.
Der kritische politische Dokumentarfilm mit seinen umfangreichen Recherchen bildet daher ein wichtiges Instrument, um Licht ins Dunkel zu bringen, Schein von Sein zu unterscheiden und sich eine eigene Meinung bilden zu können.
In diese Kategorie fallen auch die Filme, die sich mit modernen, chemischen Stoffen befassen, die von der Industrie bewusst aus Profitgründen verharmlost werden und tatsächlich hoch toxisch sind, wie Aspartam, Aluminium z.B. als Ärosole in der Luft ausgebracht und vieles mehr. Diesbezüglich wurden gerade in Europa die großen Konzerne wie Monsanto mit ihrer Gentechnikforcierung unter die Lupe genommen.
Ein ernstes Thema auch einmal humorvoll zu verpacken, wird dabei die Rezeption durchaus erleichtern.
Gerade auf der Diagonale ist immer ein Platz für diese Art Dokumentarfilm reserviert, der mutig aufzeigt, hinter den Vorhang aus gängigen Feindbildern schaut, der auch künstlerisch experimentiert und eigenständig Form und Inhalt verbindet.
Für mich als Filmemacherin ist es spannend, auch performative Elemente in den Dokumentarfilm einzubringen, wie in meinen Film Die Frau, die Arbeit, die Kunst und das Geld, der 2008 auch zur Diagonale eingeladen wurde. Hier untersuche ich, welchen oft harten Bedingungen Künstlerinnen in unserer Gesellschaft ausgesetzt sind und zeige ihre Utopien bzw. Guerillataktiken auf.
Unkonventionelle Frauenfiguren, die aus dem herkömmlichen Klischee, wie eine Frau zu sein hat, herausfallen, sind von jeher die Protagonistinnen meiner Filme. Ganz aktuell sei hier mein filmisches Porträt über die in vielerlei Hinsicht ungewöhnliche Künstlerin und Filmemacherin Mara Mattuschka erwähnt, das heuer zur Diagonale in Graz eingeladen wurde.
Mich reizt es, die gängigen Gesetze des Dokumentarfilms ein wenig auszuhebeln und mit den unterschiedlichsten Stilmitteln zu experimentieren. Sei es das Publikum zu überraschen, zu schockieren und auch mal zum Lachen zu bringen.