Die Beziehung zwischen Publikum und Kunstschaffenden, unabhängig vom Medium, ist immer eine, die man nur subjektiv definieren kann. Der eine will nichts vom Publikum wissen, der andere macht seine Arbeit nur für die potenzielle Anerkennung. Mein Interesse gilt dem Medium Film, das mir ermöglicht, Vorstellungen und Ideen aus dem Kopf in die Realität zu transferieren und in dieser zu manifestieren, denn so entsteht Kunst. Der Film ist ein Manifestationswerkzeug.
Sobald nun diese Ideen und Vorstellungen manifestiert wurden, sind sie für andere auch wahrnehmbar. Durch diese Wahrnehmung entsteht automatisch eine Kommunikation zwischen dem Kunstschaffenden, der seine Idee greifbar gemacht hat, und den Wahrnehmenden, die nach ihr greifen. Daraus ergeben sich folglich auch ein Sender und ein oder mehrere Empfänger/innen.
In einer üblichen verbalen Konversation zwischen zwei Menschen ist alles bedeutend einfacher als in der Kunst, vor allem der Umgang mit Missverständnissen. Der Eine behauptet etwas, der Andere versteht es nicht ganz, fragt nach, der Eine erklärt ausführlicher – und dieser Vorgang wird wiederholt, bis Verständnis eintritt.
In der Kunst ist das anders. Ein Werk wird präsentiert, der Zuschauer fühlt und versteht dieses, oder eben nicht. Der Künstler hat in 99 Prozent aller Fälle nur diese eine Chance, seine Idee zu kommunizieren. Wenn der Zuschauer diese Idee nicht versteht, ist in den meisten Fällen das Interesse erloschen und die Kommunikation beendet.
Kunst muss ergreifen, berühren und erschüttern, und das kann nur durch eine empathische Beziehung zwischen Kunstwerk und Rezipient erreicht werden. Dafür müssen sie sich einer gemeinsamen Sprache bedienen.
Es fühlt sich nicht gut an, wenn man viel Arbeit in einen Film investiert hat und dann bei der Premiere feststellt, dass die Zuschauer/innen nicht lachen, wo sie sollen, lachen ,wo sie nicht sollen und gähnen, wo die große Spannung empfunden hätte werden sollen. Kurz gesagt, dass der Informationstransport nicht funktioniert hat und man hat die Zuschauer/innen nicht dorthin geführt hat, wo man sie hinführen wollte. Durch die Reaktionen seines Publikums lernt man dazu.
Jeder Kontakt mit dem Publikum ist eine Möglichkeit zur Rekalibrierung des Vokabulars und dafür ist man dankbar, denn es tut gut, verstanden zu werden, wenn man etwas von Herzen mitzuteilen hat. Wenn man etwas zu sagen und den Wunsch hat, dass es jemand empfängt, muss man kommunizieren lernen.
So ist jedes Feedback eines Zuschauers ein Geschenk, welches von Kunstschaffenden mit offenen Armen empfangen werden muss.
Kunst manifestiert man unter Zuhilfenahme verschiedener Medien als unvollkommenes Abbild einer vollkommenen Idee und zwar nur für seine Hoheit, den Zuschauer, denn sonst müsste sie ja niemals manifestiert werden und könnte genauso gut im Kopf als vollkommene Idee bleiben, wo sie niemand außer dem „Künstler“ mitbekommt. Nur wäre der Künstler in diesem Fall kein Künstler.