Diagonale
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Die Diagonale dankt dem Projektsponsor Gaulhofer – Fenster zum Wohnfühlen.

Mit Unterstützung des Zukunftsfonds der Republik Österreich

Zur Person: Goran Rebić

Goran Rebić © Diagonale/Elsa Okazaki

Die Diagonale freut sich außerordentlich, Goran Rebić 2023 die Programmreihe Zur Person widmen zu dürfen. Entlang der Biografie verdienter heimischer Filmschaffender denkt die Reihe über österreichische Film- und Kinokultur nach. 2023 widmet sich das Programmformat dem 1968 geborenen Filmemacher und Drehbuchautor Goran Rebić, der zeitweilig auch als Schauspieler und Cutter in Erscheinung trat. Das Filmprogramm Zur Person: Goran Rebić wird vom 22. bis 26. März 2023 im Rahmen der Diagonale in Graz zur Aufführung gebracht und von vertiefenden Gesprächen (Diagonale im Dialog), dem Werkstattgespräch „Ich bin Geschichte – Filmen zwischen den Zeiten“ sowie einer Listening Session gerahmt.

Rebićs Arbeiten sind Memorabilien, die Erinnerungen mit Blick auf die Zukunft wachhalten. So erzählen die Kurz-, Dokumentar- und Spielfilme von der Arbeitsmigration nach Wien, von der Unabhängigkeit und dem Bürgerkrieg in Georgien, von den Zerfallsprozessen Jugoslawiens oder von der Donau als europäische Lebensader. Dabei fokussiert das Œuvre Rebićs zumeist auf die Zäsuren, Zerwürfnisse und gesellschaftlichen Veränderungen der 1990er-Jahre und macht – besonders in der Zusammenschau der Filme – europäische (Kultur-)Geschichte mit globaler Dimension anschaulich. Trotz seines ausgeprägten Interesses an dieser ist Goran Rebić stets auch an gegenwärtigen (pop-)kulturellen Phänomenen interessiert: Geschichte trifft Madonna und Idoli, Kultur trifft Identität.

During the Many Years, Goran Rebić © sixpackfilm

Filmliste Zur Person: Goran Rebić

The Punishment (R: Goran Rebić, AT 2000)
Jugofilm (R: Goran Rebić, AT 1997)
Gekommen bin ich der Arbeit wegen (R: Goran Rebić, AT 1987)
Domovina (R: Goran Rebić, AT 1990)
During the Many Years (R: Goran Rebić, AT 1991)
Am Rande der Welt (R: Goran Rebić, AT 1992)
Donau, Duna, Dunaj, Dunav, Dunarea (R: Goran Rebić, AT 2003)
— In Referenz: Le Thé au harem d’Archimède (R: Mehdi Charef, FR 1985)

Jugofilm, Goran Rebić © Lotus Film

In seinem ersten Film, Gekommen bin ich der Arbeit wegen (AT 1987), begleitet Goran Rebić seinen Vater an dessen Orte der Arbeitssuche und legt einen der ersten österreichischen Gastarbeiterfilme vor. Es folgen zwei essayistische Dokumentarfilme zu Georgiens Unabhängigkeit (During the Many Years, AT 1991) sowie dem dortigen Bürgerkrieg (Am Rande der Welt, AT 1992). 1997 entsteht der tief emotionale, tragisch-komische Spielfilm Jugofilm (Thomas Pluch Spezialpreis der Jury bei der Diagonale’98), in dem der jugoslawische Publikumsliebling Ljubiša Samardžić an der Seite von Merab Ninidze sowie österreichischen Schauspielstars dieser Zeit wie Wolf Bachofner und Eva Mattes spielte und der den Jugoslawienkrieg aus der Perspektive der Wiener Diaspora schildert. Ein Jahr später tritt Rebić in Florian Flickers Spielfilm Suzie Washington (AT 1998) als Schauspieler in Erscheinung. Mit Flicker – genauso wie mit Michael Glawogger – verbindet ihn eine jahrelange Arbeitsfreundschaft. Für The Punishment (AT 2000), in dem Protagonist*innen einer verlorenen Generation im kosmopolitischen Belgrad zu Wort kommen, erhält Goran Rebić 2000 den Großen Diagonale-Preis. Unweigerlich fühlt man sich bei der Lektüre des Kinodokumentarfilms an unsere Gegenwart erinnert – politische Vergleiche, wie Rebić einmahnt, die nur dann brauchbar sind, wenn sie präzise und geschichtsbewusst angestellt werden.

Donau, Duna, Dunaj, Dunav, Dunarea, Goran Rebić © Lotus Film

Im Programm  Zur Person zu sehen ist außerdem der Kurzdokumentarfilm Domovina (AT 1990). Er geht auf ein serbisches Volkslied aus der Zeit der Balkankriege von 1912 bis 1914 zurück und erzählt von Einwander*innen, die von der Hymne ihrer Heimat verfolgt werden: „Eine musikalische Winterreise an die serbisch-rumänische Grenze, als dort unerwartet alles anders zu werden begann“, wie der ehemalige Diagonale-Festivalleiter und nunmehrige Produzent Constantin Wulff, dessen Film Spaziergang nach Syrakus (R: Constantin Wulff, Lutz Leonhardt, AT 1993) Rebić montierte, einmal bemerkte. 2003, in dem Jahr als Graz Kulturhauptstadt war, beschäftigte sich Goran Rebić in seinem Roadmovie zu Wasser Donau, Duna, Dunaj, Dunav, Dunarea (AT 2003) erneut mit einem seiner Hauptthemen: dem Donauraum. Der märchenhafte Spielfilm mit Robert Stadlober, Sonja Savić – eine Ikone des jugoslawischen Films –, Ioana Flora, Susanne Wuest, Annabelle Mandeng, Andreas Lust und Otto Sander wird anlässlich der Diagonale’23 nach 2004 abermals beim Festival an der Mur anlanden.

Domovina, Goran Rebić © sixpackfilm

In Referenz zu seinem Œuvre zeigt Rebić zudem den 1985 in Cannes und später auch mit dem César für das beste Erstlingswerk ausgezeichneten Spielfilm Le Thé au harem d’Archimède (FR 1985), für den der Fabrikarbeiter Mehdi Charef seinen eigenen Roman rund um das arabische Jugendmilieu der Pariser Banlieus adaptierte. Mit Blick auf sein eigenes Portfolio beleuchtet Goran Rebić im Werkstattgespräch „Ich bin Geschichte – Filmen zwischen den Zeiten“ außerdem die (Nicht-)Realisierbarkeit mancher seiner Projekte in Österreich. Seine persönliche musikalische Sozialisierung und das Zusammenspiel von Emotion, Bild und Ton stehen unterdes in einer Listening Session im Rahmen des Festivals im Fokus. Ein umfangreicher Essay von Otto Reiter zur Reihe Zur Person: Goran Rebić erscheint im Diagonale’23-Katalog (Czernin Verlag).

Goran Rebić wurde 1968 in Vršac in der Vojvodina im ehemaligen Jugoslawien geboren. 1969 migrierte er mit seinen Eltern nach Wien, wo er später Regie an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst (Filmakademie) studierte.

 

 

 

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